X. Warum haben die beiden Freunde in ihren Briefen dieselbe Nachricht einander mitgeteilt ?

XI. Schreiben Sie aus dem Text die wichtigsten Gedanken heraus, die Ihnen gefallen, als Stichwörter.

XII. Erzählen Sie den Text mit eigenen Worten nach.

Der Töpfer

I. Lesen Sie den folgenden Text durch und erfüllen Sie die nachstehenden Übungen.

Es gibt in unserem Lande eine kleine Stadt, in der wohnen lauter Töpfer – freilich auch Metzger und Bäcker und dergleichen. Aber die meisten Leute in der Stadt sind Töpfer, und ihre Waren gehen durch das ganze Land und durch die ganze Welt. Es gibt nämlich dicht bei der Stadt viele gute Tonerde, und da es sonst eine unfruchtbare Gegend ist, so sind die Leute dort auf das Töpfemachen verfallen. Und es ist ja auch ein nützliches Geschäft. Früher fuhren die Töpfer mit kleinen Wagen, auf denen sie ihre Waren aufgestellt hatten, selbst im Lande umher und auf die Märkte und stellten da zur Schau, was sie an schönen und brauchbaren Töpfen hatten. Heute versenden sie ihre Waren mit der Bahn und treiben es mehr im Großen.

Die Töpfe, die in der Stadt gemacht werden, sind übrigens nicht gerade etwas Besonderes, sondern gute brauchbare Hausware, Milchtöpfe und Einmachtöpfe, kleine Schüsseln für Früchte und bauchige Wasserkrüge, kleine und große Krüge für Blumen. Sie sind alle aus braunem Ton und mit Blumen oder ein paar Sternen und anderen kleinen Mustern aufs Einfachste und Natürlichste geschmückt. Aber obgleich die Töpfe alle einer wie der andere aussehen, so ist dennoch ein großer Unterschied unter ihnen. Es sind welche darunter, die sind ein wenig plump und grob geraten. Die Milch tropft an den Schnäuzchen herunter, wenn man sie aus diesen plumpen Kännchen gießt. Andere aber sind zierlich und so gerade und recht gemacht, dass es eine Freude ist, sie zu besitzen. Man muss ein Auge dafür haben, wenn man solche Krüge einkaufen will. Die Hausfrau, die es nicht hat, kauft lauter plumpe und grobe Krüge und hat nachher den Ärger davon. Aber sie ist dann auch keine ganz gute Hausfrau.

In dieser Stadt also, aus der diese Töpfe kommen, lebten einmal zwei Töpfer. Der Eine, wie er sich auch Mühe gab, machte lauter solche plumpen, groben Töpfe, die nur die ungeschickten Hausfrauen kauften. Aus der Werkstatt des Andern aber kamen lauter solche schönen, schlanken und wohlgeratenen Gefäße, dass alle Leute, die etwas davon verstanden, nur von diesem Töpfer ihre Töpfe kaufen wollten.

Eines Tages nun kam der ungeschickte Töpfer zu dem geschickten und sagte: „Ich komme gewiss nicht gerne zu dir. Aber ich weiß mir keinen anderen Rat, und ich muss dich etwas fragen.“

„Ja“, sagte der Andere, „frage nur!“

„Wie kommt es“, sagte der Erste, „dass ich, obgleich ich mir soviel Mühe
gebe, nur ungeschickte Töpfe mache. Du aber, wie machst du es, dass du
solche wohlgelungenen machst? An deinen Milchkännchen läuft die Milch
nicht herab. Aus deinen Wasserkrügen verschüttet man das Wasser nicht.
Alle deine Töpfe haben nur ein vollkommenes Aussehen. Ich male auf die meinen viel mehr Blumen als du und erfinde immer neue Muster. Aber ich muss dir freilich auch gestehen, dass ich die Blumen und Muster sehr nötig habe, um die Fehler meiner Töpfe zu bedecken. Du hast sie nicht nötig, und bei dir sitzen sie nur wie Blüten auf einem Strauch, jedes am rechten Platz, und alles ist vollkommen. Du siehst, ich bin gar nicht stolz und gestehe dir gern zu, dass du mehr kannst als ich. Aber nun sage mir auch, wie machst du das? Du hast denselben Ton wie ich, dieselbe Drehscheibe wie ich, auf der du die Töpfe formst. Gelernt habe ich so gut wie du, wie man Töpfe macht. Und doch ist zwischen uns dieser Unterschied! Ich will mich zu dir in die Schule gehen. Ich will es dir gut bezahlen, wenn du mich deine Kunst lehrst.“

„Waren wir nicht zusammen bei ein und demselben Meister in der Lehre?“ sagte der geschickte Töpfer. „Und hat er nicht dich wie mich in allen seinen Künsten unterwiesen?“

„Jawohl, das hat er“, sagte der Erste.

„Nun“, fuhr der geschickte Töpfer fort, „wenn ich ehrlich bin, so muss ich dir sagen, ich weiß nicht, woran es liegt. Ich weiß es wahrhaftig nicht. Ich sitze da an meiner Drehscheibe und forme den Ton mit meinen Fingern, und ich denke gar nichts Besonderes dabei und gar nichts Anderes als dies: ich will einen möglichst guten Krug machen, oder was es nun ist. Und es werden dann eben solche Krüge und Töpfe, wie du da siehst. Du müsstest wahrhaftig meine Finger fragen, wie sie es machen. Die ruhen nicht eher, als bis die Töpfe so und nicht anders sind.“

„Das musst du mir nicht erzählen“, sagte der Andere. „Du willst dein Geheimnis nicht verraten.“

„Da ist wirklich kein Geheimnis, mein Freund, als das da in meinen Fingerspitzen. Ich habe auch noch gar nicht darüber nachgedacht. Ich meinte immer, es gehörte sich so, dass ein Töpfer solche Fingerspitzen hat.“

„Da wäre es denn gar nicht dein Verdienst; denn deine Fingerspitzen sind
dir angeboren.“

„Ich sage auch gar nicht, dass es mein Verdienst ist. Ich bilde mir auch gar nichts darauf ein; denn es versteht sich von selbst, dass ich als ein Töpfer auch gute Töpfe mache, so gut jedenfalls als ich kann.“

„Ja, und ich? Was ist es mit mir?“ sagte der Ungeschickte.

„Wenn deine Finger zum Töpfemachen nicht taugen“, sagte der Geschickte, „so lass sie lieber davon. Vielleicht wollte Gott einen Schuster aus dir machen. – Das ist ein großes Unglück heutzutage, dass alle Menschen meinen, sie könnten werden, was sie wollen. Daher gibt es soviel schlechte Töpfer, Schuster, Gelehrte, Priester und schlechte Staatsmänner, weil die Menschen meinen, all das sei lernbar. Lernbar ist aber nur das Äußerliche, wie du es ja auch gelernt hast. Aber das, worauf es eigentlich ankommt, dass einer ein guter Töpfer oder ein guter Schuster wird, das ist nicht lernbar, das ist angeboren und eine Gnade. Darauf sollten wir mehr achten als wir tun. So wäre es besser; nicht nur um die Töpfer, sondern um alle Menschen und selbst um die Könige.“

„Das sind Worte“, sagte der Ungeschickte. „Du hast dennoch ein Geheimnis. Aber ich höre wohl, du willst es nicht verraten.“ Und damit ging er davon.

„Ich habe freilich noch ein Geheimnis“, sagte der Andere zu sich selbst: Ich habe den Glauben, dass ich ein guter Töpfer bin und nur gute Töpfe machen kann. Er aber hat den Glauben nicht, eben weil er kein guter Töpfer ist. Aber seine Eitelkeit stachelt ihn, und so versucht er viele Künste und kommt nur immer weiter in die Irre. Je mehr er sich abmüht, um so hässlicher werden seine Töpfe werden, wahre Missgeburten, voll Künstelei. Aber alles Echte ist einfach und braucht keine Künste.“ Damit gab er seiner Drehscheibe einen Stoß und formte mit seinen Fingern eine schöne Schale, vollkommen und zierlich, so wohlgestaltet, als hätte Gott sie gemacht in seinen Schöpfungstagen.

Will Vesper

Texterläuterungen

der Töpfer, - die Tonerde, -n die unfruchtbare Gegend, -en zur Schau stellen (te, t) aufs Einfachste und Natürlichste schmücken (te, t) Die Milch tropft herunter. Es ist eine Freude, sie zu besitzen. Man muss ein Auge dafür haben. sich Mühe geben (a, e) der ungeschickte Töpfer Ich weiß mir keinen anderen Rat. der wohlgelungene Topf das vollkommene Aussehen Ich muss gestehen die Fehler bedecken (te, t) Ich bin gar nicht stolz auf etw. Akk. die Drehscheibe, -n in der Lehre sein in allen Künsten unterweisen (ie, ie) Ich weiß nicht, woran es liegt. j-s Geheimnis verraten (ie, a) angeboren Ich bilde mir nichts darauf ein. Es versteht sich von selbst zu Dat. taugen (te, t) Lass lieber davon Die Menschen meinen, all das sei lernbar. Das ist eine Gnade. So wäre es besser, nicht nur um die Töpfer, sondern selber um die Könige. Seine Eitelkeit stachelt ihn. Er kommt immer weiter in die Irre. je mehr … um so … die Missgeburt, -en Alles Echte braucht keine Künste. j-m einen Stoß geben (a, e) als hätte Gott sie gemacht гончар глинозем бесплодная местность выставить напоказ украсить самым простым и естественным способом Молоко просачивается, капает Обладать им – радость. Нужно в этом разбираться (знать толк в чем-либо) стараться неуклюжий, неловкий гончар Я не вижу другого выхода удачный горшок, кастрюля совершенный вид Я вынужден признать спрятать дефекты Я совсем не горжусь (чем-либо) гончарный круг быть в учении у мастера обучать всем тонкостям какого-либо дела Я не знаю, в чем дело. выдать чью-либо тайну прирожденный Я ничего из себя не воображаю. Само собой разумеется быть пригодным (на что-либо) Лучше откажись от этого Люди полагают, что всему якобы можно научиться. Это милость божья. Это было бы лучше не только для гончаров, но и для королей. Его тщеславие не дает ему покоя. Он все более заблуждается. чем больше…, тем … неудача Все подлинное (настоящее) не требует прикрас дать толчок как будто еe изваял сам Господь  

II. Bestimmen Sie, aus wieviel Stämmen folgende Wörter aus dem Text bestehen:

das Töpfemachen die Hausware der Milchtopf der Einmachetopf der Wasserkrug das Gefäß die Drehscheibe   die Eitelkeit das Aussehen das Geheimnis der Gelehrte der Staatsmann der Ungeschickte der Schöpfungstag.  

III. Welche Wörter benutzt der Autor, um die Erzeugnisse von verschiedenen Töpfereien zu charakterisieren? Schreiben Sie diese Wörter heraus.

IV. Machen Sie eine syntaktische Analyse der folgenden Sätze und übersetzen Sie diese ins Russische:

a) Man muss ein Auge dafür haben, namentlich wenn man Krüge einkaufen will, und die Hausfrau, die es nicht hat, kauft lauter plumpe, grobe Krüge und hat nachher den Ärger davon.

b) Aus der Werkstatt des anderen aber kamen lauter solche schönen, schlanken und wohlgeratenen Gefäße, dass alle Leute, die etwas davon verstanden, nur von diesem Töpfer ihre Töpfe kaufen wollen.

V. Übersetzen Sie Sätze im Konjunktiv I oder II.

a) Da wäre es denn gar nicht dein Verdienst; denn deine Fingerspitzen sind dir angeboren.

b) Das ist ein großes Unglück heutzutage, dass alle Menschen meinen, sie könnten werden, was sie wollen.

c) Daher gibt es soviel schlechte Töpfer, Gelehrte, Staatsmänner, weil die Menschen meinen, all das sei lernbar.

d) Darauf sollten wir mehr achten als wir tun, so wäre es besser, nicht nur um die Töpfer, sondern um alle Menschen und selbst um die Könige.

VI. Führen Sie die Sätze mit verschiedenen Gedanken aus dem Text zu Ende.

a) Wenn deine Finger zum Töpfemachen nicht taugen, so …

b) Aber das, worauf es eigentlich ankommt, dass einer ein guter Töpfer oder ein guter Schuster wird, das ist …

c) Alles Echte ist …

VII. Finden Sie die richtigen Aussagen, die dem Text passen.

a) Mit seinen schlanken, wohlgelungenen Töpfen fuhr der geschickte Töpfer mit dem kleinen Wagen selbst im Lande umher und stellte auf den Märkten sie zur Schau, was er an schönen und brauchbaren Töpfen hatte.

b) Ich muss dir freilich auch gestehen, dass ich die Blumen und Muster sehr nötig habe, um die Fehler meiner Töpfe zu bedecken.

c) „Ich bin sowieso stolz auf meine Arbeit, weil ich mir dabei so viel Mühe gebe“, sagte der ungeschickte Töpfer.


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