XIV. Kann die Liebe mehr als Freundschaft bedeuten ?

XV. „Lieben ist eine Kunst“ – wie verstehen Sie diese Aussage? Äußern Sie Ihre Meinung. Sie können dabei folgende Vokabeln gebrauchen:

nichts ist einfacher, als … ein Irrtum   lieben – sich liebenswert machen eine mühselige Arbeit verschiedene Wege einschlagen (u, a) Erfolg haben von Männern verfolgter Weg von Frauen bevorzugter Weg ein wichtiges Mittel attraktiv sein (Kosmetik, schöne Kleider u. a.) erfolgreich, mächtig, reich sein angenehme Manieren interessante Unterhaltung Hilfsbereitschaft Bescheidenheit Gutmütigkeit

XVI. Ist die Liebe Ihrer Ansicht nach ein realistisches Tauschgeschäft (бартерная сделка) oder eine unerklärbare Himmelsmacht (необъяснимая небесная сила)? Äußern Sie Ihre Meinung. Gebrauchen Sie dabei folgende Vokabeln:

viele traditionelle Kulturen – kein spontanes persönliches Erlebnis – die Liebe

einen Heiratsvertrag abschließen (o, o)

die beiden Familien

einen Heiratsvermittler in Anspruch nehmen (a, o)

die letzte Generation (die westliche Welt)

die Vorstellung von der romantischen Liebe

Allgemeingut werden (u, o).

XVII. Worin sehen Sie die Ursachen für das heutige Scheitern von Liebesbeziehungen? (Unfähigkeit, Unlust j-n, etw. verstehen; Unähnlichkeit der Charaktere; verschiedene Meinung in einer Sache haben; …).

Der Retter

1. Lesen Sie den Text durch und erfüllen Sie die nachstehenden Übungen.

Der Schoner „Christoph“ ging so sanft unter, dass Senter, der einzige Mann am Ausguck, nichts empfand als Staunen über das Meer, das zu ihm emporstieg. Im nächsten Augenblick war er klatschnass. Das Wasser schlug über ihm zusammen, und das Takelwerk, an das er sich klammerte, zog ihn in die Tiefe. Also ließ er es los.

Senter schwamm benommen und verwirrt, wie ein Mensch, dessen Welt plötzlich versunken ist. Mit einemmal hob sich, wie aus der Kanone geschossen, eine Planke mit einem Ende aus dem Wasser und fiel mit Dröhnen zurück. Er schwamm darauf zu und ergriff sie. Er sah, dass noch etwas auftauchte, und das musste einer seiner acht Kameraden sein. Als aber der Kopf sichtbar wurde, war es nur der Hund.

Senter mochte den Hund nicht, und da er erst so kurze Zeit zur Bemannung gehörte, erwiderte das Tier seine Abneigung. Aber jetzt hatte es die Planke erblickt. Es mühte sich ab, sie zu erreichen, und legte die Vorderpfoten darauf. Dadurch sank das eine Ende tiefer ins Wasser. Senter überkam die furchtbare Angst, sie könnte ganz untergehen. Er zog verzweifelt an seinem Ende: Die Pfoten des Hundes rutschten ab, und er versank.

Aber der Hund kam wieder hoch. Wieder schwamm er schweigend, ohne Hass oder Nachträglichkeit, zur Planke zurück und legte seine Pfoten darauf. Wieder zog Senter an seinem Ende, und wieder versank der Hund. Das wiederholte sich ein Dutzend Mal, bis Senter, vom Ziehen ermüdet, mit Entsetzen und Verzweiflung erkannte, dass der Hund es länger aushalten konnte als er.

Senter wollte nicht mehr an das Tier denken. Er stützte die Ellenbogen auf die Planke und hob sich, soweit es ging, aus dem Wasser empor, um sich umzusehen. Der Schrecken seiner Lage überwältigte ihn. Er war hunderte von Meilen vom Land entfernt. Selbst unter den günstigsten Umständen konnte er kaum hoffen, aufgefischt zu werden. Mit Verzweiflung sah er, was ihm bevorstand. Er würde sich einige Stunden lang an der Planke festhalten können – nur wenige Stunden. Dann würde sich sein Griff vor Erschöpfung lösen, und er würde versinken.

Dann fiel sein Blick auf die geduldigen Augen des Hundes. Wut erfüllte ihn, weil der Hund offenbar nicht begriff, dass sie beide sterben mussten. Seine Pfoten lagen am Rande der Planke. Dazwischen hatte er die Schnauze gestützt, so dass die Nase aus dem Wasser ragte und er atmen konnte. Sein Körper war nicht angespannt, sondern trieb ohne Anstrengung auf dem Wasser. Er war nicht aufgeregt wie Senter. Er spähte nicht nach einem Schiff, dachte nicht daran, dass sie kein Wasser hatten, machte sich nicht klar, dass sie bald in ein nasses Grab versinken mussten. Er tat ganz einfach, was im Augenblick getan werden musste.

In der halben Stunde, seit sie sich beide an der Planke festhielten, war Senter bereits ein Dutzend Mal gestorben. Aber der Hund würde nur einmal sterben. Plötzlich war es Senter klar: Wenn er selbst zum letzten Mal ins Wasser rutschte, würde der Hund noch immer oben liegen. Er wurde böse, als er das begriff, und er zog sich die Hose aus und band sie zu einer Schlinge um die Planke. Und er triumphierte, denn er wusste: So konnte er es länger aushalten. Dann aber warf er einen Blick auf die See, und Entsetzen erfasste ihn aufs Neue. Schnell sah er den Hund an und versuchte, so wenig an die Zukunft zu denken wie das Tier.

Am Nachmittag des zweiten Tages fingen die Pfoten des Hundes an, von der Planke abzurutschen. Mehrere Male schwamm er mit Anstrengung zurück, aber jedes Mal war er schwächer. Jetzt wusste Senter, dass der Hund ertrinken musste, obwohl er selbst es noch nicht ahnte. Aber er wusste auch, dass er ihn nicht entbehren konnte. Ohne diese Augen, in die er blicken konnte, würde er an die Zukunft denken und den Verstand verlieren. Er zog sich das Hemd aus, schob sich vorsichtig auf der Planke vorwärts und band die Pfoten des Tieres fest.

Am vierten Abend kam ein Frachter vorüber. Seine Lichter waren abgeblendet. Senter schrie mit heiserer Stimme, so laut er konnte. Der Hund bellte schwach. Aber auf dem Dampfer bemerkte man sie nicht. Als er vorüber war, ließ Senter in seiner Verzweiflung und Enttäuschung nicht ab zu rufen. Aber als er merkte, dass der Hund aufgehört hatte zu bellen, hörte auch er auf zu rufen. Danach wusste er nicht mehr, was geschah, ob er lebendig war oder tot. Aber immer suchten seine Augen die Augen des Hundes.

Der Arzt des Zerstörers „Vermont“, der zur Freude und Aufregung der Mannschaft einen jungen Kameraden und einen Hund auf der See entdeckt und sie hatte auffischen lassen, schenkte den abgerissenen Fieberfantasien des jungen Menschen keinen Glauben. Denn danach hätten die Beiden sechs Tage lang auf dem Wasser getrieben, und das war offenbar unmöglich. Er stand an der Koje und betrachtete den jungen Seemann, der den Hund in den Armen hielt, so dass eine Decke sie beide wärmte. Man hatte ihn erst beruhigen können, als auch der Hund gerettet war. Jetzt schliefen beide friedlich. „Können Sie das verstehen“, fragte der Arzt einen neben ihm stehenden Offizier, „warum in aller Welt ein junger Bursche, der den gewissen Tod vor Augen sah, sich solche Mühe gab, das Leben eines Hundes zu retten?“

William M. Harg

Texterläuterungen

Über j-m zusammenschlagen (u, a) wie aus der Kanone geschossen Er schwamm darauf zu. Senter überkam die furchtbare Angst. etw. mit Entsetzen und Verzweiflung erkennen (erkannte, erkannt) die Ellenbogen auf etw. stützen (te, t) Er hob sich, soweit es ging. Er konnte kaum hoffen, aufgefischt zu werden. Wut erfüllte ihn. ohne Anstrengung auf dem Wasser treiben (ie, ie) … was im Augenblick getan werden musste. j-n entbehren können Senter ließ nicht ab zu rufen aufhören (te, t) Der Arzt schenkte den abgerissenen Fieberfantasien keinen Glauben. Man hatte ihn erst beruhigen können … den gewissen Tod vor Augen sehen (a, e) смыкаться над кем-либо зд.: мгновенно; с быстротой молнии Он подплыл к ней. Сентера охватил дикий ужас. осознать что-либо с ужасом и отчаянием зд.: положить локти на что-либо Он поднялся, насколько мог. Он вряд ли мог надеяться, что его спасут. Его охватила ярость. плыть по течению без напряжения   … что необходимо было сделать в данный момент обходиться без кого-либо зд.: Сентер не прекращал звать на помощь. переставать Врач отнесся с недоверием к бессвязному лихорадочному бреду. зд.: Его смогли успокоить лишь тогда … видеть перед глазами верную смерть

II. Bilden Sie von den angegebenen Verben die Substantive mit –ung.

Finden Sie im Text die Sätze mit den neu gebildeten Substantiven und übersetzen Sie ins Russische.

verzweifeln, enttäuschen, aufregen, bemannen, erschöpfen, abneigen.

III. Ergänzen Sie die Tabelle.

Nr. Infinitiv Präteritum (3. Person Singular) Perfekt
                  ____________   sich klammern (an Akk.)   ___________   ___________   ___________   anfangen   ___________   abrutschen   ___________ stieg empor   klammerte sich   zog   ließ los   tauchte auf   fing an   schob sich vorwärts   –   band fest ist emporgestiegen   ____________   ____________   ____________   ____________   ____________   hat sich vorwärts geschoben   ist abgerutscht   ____________

IV. Übersetzen Sie ins Deutsche. Verwenden Sie dabei die oben genannten Verben.

1. Вода молниеносно (blitzschnell) прибывала.

2. Сентер уцепился за кусок такелажа.

3. Такелаж потянул молодого человека ко дну (in die Tiefe), и он выпустил его.

4. Сентер увидел, что внезапно что-то появилось на поверхности воды (der Wasserspiegel).

5. На второй день лапы собаки начали соскальзывать с доски.

6. Сентер осторожно подвинулся к животному.

7. Он крепко привязал лапы собаки к доске.

V. Schlagen Sie folgende Wörter im Wörterbuch nach.

geduldig

verzweifelt

heiser

verwirrt

sanft

furchtbar

abgerissen.

VI. Welche Adjektive aus der Übung 5 passen zu den folgenden Substantiven? (anhand des Textes)

Muster: der Leidensgefährte + geduldig = der geduldige Leidensgefährte

a) der Leidensgefährte;

b) die Angst;

c) das Ziehen;

d) die Stimme;

e) die Versenkung;

f) der Seemann;

g) die Fieberfantasien.

VII. Vervollständigen Sie die Sätze mit den passenden Verben aus dem Kasten unten.

a) Er … sich die Hose … und … sie zu einer Schlinge um die Planke.

b) Dadurch … das eine Ende tiefer ins Wasser.

c) Senter … mit heiserer Stimme, so laut er konnte.

d) Er wusste nicht mehr was …, ob er lebendig war oder tot.

e) Das Entsetzen … ihn aufs Neue.

f) Die Pfoten des Hundes fingen an, von der Planke …

  geschah, abzurutschen, schrie, zog aus, erfasste, band, sank

VIII. Übersetzen Sie die Sätze im Konjunktiv ins Russische.

Muster:

1. Ohne diese Augen, in die er blicken konnte, würde er an die Zukunft denken und den Verstand verlieren.

Без этих глаз, в которые он мог заглянуть, Сентер думал бы о будущем и потерял бы рассудок.

2. Sie hätten sechs Tage lang auf dem Wasser getrieben.

Они дрейфовали бы в воде шесть дней.

a) Der Hund würde nur einmal sterben.

b) Wenn Senter selbst zum letzten Mal ins Wasser rutschte, würde der Hund noch immer oben liegen.

c) Der junge Seemann würdesich einige Stunden lang an der Planke festhalten können.

d) Dann würdesich sein Griff vor Erschöpfung lösen, und er würdeversinken.

IX. Markieren Sie die richtige Aussage.

a) Senter war mit der ganzen Bemannung am Ausguck.

b) Er sah, dass noch einer seiner sieben Kameraden auf dem Wasserspiegel auftauchte.

c) Der junge Mann mühte sich ab, die Planke zu erreichen, und stützte auf sie seine Ellenbogen.

d) Mit Entsetzen erkannte Senter, dass der Hund es länger aushalten konnte, als er.

e) Die Verunglückten waren hunderte Meter vom Land entfernt.

X. Finden Sie im Text Wörter und Redewendungen, die die handelnden Personen, ihre Einstellung zueinander und zur entstandenen Situation direkt charakterisieren.

Senter der Hund
– benommen – das Staunen – …   – schweigend – erwiderte Senters Abneigung – …  

XI. Schreiben Sie aus dem Text Sätze heraus, die den Titel der Erzählung erklären.

XII. Warum hat Ihrer Meinung nach Senter den Hund gerettet? Wie würden Sie an seiner Stelle handeln?

XIII. Was hat Ihre persönliche Einstellung zu den handelnden Personen am tiefsten beeinflusst?

XIV. Stellen Sie 6-8 Fragen zum Inhalt des Textes und lassen Sie Ihre Gesprächspartner darauf antworten.

XV. Verkürzen Sie den Text auf seine wesentlichen Aussagen und erzählen Sie ihn mit eigenen Worten nach.

Des Wolfes Ende

I. Die Überschrift sagt Ihnen schon, wovon der Text handelt. Lesen Sie die Texterläuterungen und äußern Sie Ihre Meinung: Ist der Wolf vom Alter verendet? Oder?

Noch nie war in den französischen Bergen ein so unheimlich kalter und langer Winter gewesen. Seit Wochen stand die Luft klar, spröde und kalt. Bei Tage lagen die großen, schrägen Schneefelder mattweiß und trostlos unter dem grellblauen Himmel. Nachts ging klar und klein der Mond über sie hinweg, dessen starkes Licht auf dem Schnee blau und stumpf wurde und wie der leibhaftige Frost aussah. Die Menschen mieden alle Wege und namentlich die Höhen. Sie saßen träge schimpfend in den Dorfhütten, deren Fenster früh erloschen.

Das war eine schwere Zeit für die Tiere der Gegend. Die Kleineren erfroren in Menge, auch Vögel erlagen dem Frost, und die hageren Leichname fielen den Habichten, Wölfen und Raben zur Beute. Aber auch diese litten furchtbar an Frost und Hunger. Es lebten einige Wolfsfamilien dort, und die Not trieb sie zu engerem Verband. Tagsüber gingen sie einzeln aus. Da und dort strich einer über den Schnee, mager, hungrig und wachsam, lautlos und scheu wie ein Gespenst.

Abends aber zogen sie vollständig aus und drängten sich mit heiserem Gebell um die Dörfer. Dort waren Vieh und Geflügel wohl verwahrt, und hinter festen Fensterläden lagen Flinten angelegt. Nur selten fiel eine Beute, etwa ein kleiner Huhn, ihnen zu, und zwei aus der Schar waren schon erschossen worden.

Endlich entschloss sich der kleinere Teil der Schar zum Wandern. Früh am Tage verließen sie ihre Löcher, sammelten sich und schnupperten erregt und angstvoll in die frostklare Luft. Dann trabten sie rasch und gleichmäßig davon. Die Zurückgebliebenen sahen ihnen mit weiten, glasigen Augen nach, trabten ein paar Dutzend Schritte hinterher, blieben unschlüssig und ratlos stehen und kehrten langsam in ihre leeren Höhlen zurück.

Die Auswanderer trennten sich am Mittag voneinander; drei von ihnen wandten sich östlich dem Schweizer Jura1 zu, die anderen zogen südlich weiter. Die drei waren schöne, starke Tiere, aber entsetzlich abgemagert. Der eingezogene helle Bauch war schmal wie ein Riemen, an den Seiten standen die Rippen jämmerlich heraus, die Mäuler waren trocken und die Augen weit und verzweifelt. Zu dreien kamen sie weit in den Jura hinein, erbeuteten am zweiten Tage einen Hammel, am dritten einen Hund und ein Füllen. Sie wurden von allen Seiten her wütend vom Landvolk verfolgt. In der Gegend, welche reich an Dörfern und Städten ist, verbreiteten sich Schrecken und Scheu vor den ungewohnten Eindringlingen. Die Postschlitten wurden bewaffnet, ohne Schießgewehr ging niemand von einem Dorf zum andern. In der fremden Gegend und nach so guter Beute fühlten sich die drei Tiere zugleich scheu und wohl. Sie wurden tollkühner als je zu Hause und brachen am hellen Tag in den Stall eines Meierhofes. Gebrüll von Kühen erfüllte den engen, warmen Raum. Aber diesmal kamen Menschen dazwischen. Es war ein Preis für die Wölfe gesetzt. Das verdoppelte den Mut der Bauern. Und sie erlegten zwei von ihnen. Dem Еinen ging ein Flintenschuss durch den Hals, der Andere wurde mit einem Beil erschlagen.

Der Dritte entkam und rannte so lange, bis er halbtot auf den Schnee fiel. Er war der jüngste und der schönste von den Wölfen, ein stolzes, herrisches Tier von mächtiger Kraft und gelenken Gliedern. Lange blieb er keuchend liegen. Blutigrote Kreise wirbelten vor seinen Augen, und zuweilen stieß er ein pfeifendes, schmerzliches Stöhnen aus. Ein Beilwurf hatte ihm den Rücken verletzt. Doch erholte er sich und konnte sich nach einer Weile wieder erheben. Erst jetzt sah er, wie weit er im Todesschrecken gelaufen war. Nirgends waren Menschen oder Häuser zu sehen. Dicht vor ihm lag ein verschneiter mächtiger Berg. Es war der Chasseral1. Er beschloss ihn zu umgehen. Da ihn Durst quälte, fraß er kleine Bissen von der gefrorenen, harten Kruste der Schneefläche.

Jenseits des Berges traf er sogleich auf ein Dorf. Es ging gegen Abend. Er wartete in einem dichten Tannenforst. Dann schlich er vorsichtig um die Gartenzäune, dem Geruch warmer Ställe folgend. Niemand war auf der Straße. Scheu und lüstern blinzelte er zwischen den Häusern hindurch.

Da fiel ein Flintenschuss. Er warf den Kopf in die Höhe und griff zum Laufen aus. Er war getroffen. Sein weißlicher Unterleib war an der Seite mit Blut befleckt. Dennoch gelang es ihm, mit großen Sätzen zu entkommen und den jenseitigen Bergwald zu erreichen. Dort wartete er horchend einen Augenblick und hörte von zwei Seiten Stimmen und Schritte. Angstvoll blickte er am Berg empor. Er war steil, bewaldet und mühselig zu ersteigen. Doch blieb ihm keine Wahl. Zitternd kletterte der verwundete Wolf durch den halbdunklen Tannenwald, während aus seiner Seite langsam das braune Blut hinabrann.

Endlich hatte das erschöpfte Tier die Höhe erreicht. Es stand nun auf einem großen Schneefeld, hoch über dem Dorfe, dem es entronnen war. Hunger fühlte der Wolf nicht mehr, aber einen trüben, klammernden Schmerz von der Wunde. Ein leises, krankes Gebell kam aus seinem hängenden Maul. Sein Herz schlug schwer und schmerzhaft und fühlte die Hand des Todes auf sich drücken.

Eine einzelnstehende Riesentanne lockte ihn; dort setzte er sich nieder und starrte trübe in die graue Schneenacht. Eine halbe Stunde verging. Nun fiel ein mattrotes Licht auf den Schnee, sonderbar und weich. Der Wolf erhob sich stöhnend und wandte den feinen Kopf dem Licht entgegen. Es war der Mond. Seit vielen Wochen war er nie so rot und groß gewesen. Traurig hing der Blick des sterbenden Tieres an der matten Mondscheibe, und wieder röchelte sein schwaches Heulen schmerzlich und tonlos in die Nacht.

Da kamen Lichter und Schritte nah: Bauern in dicken Mänteln, Jäger und junge Burschen in Pelzmützen. Man hatte den verendenden Wolf entdeckt. Zwei Schüsse wurden auf ihn abgegeben, und beide fehlten. Dann sahen sie, dass er schon im Sterben lag, und fielen mit Stöcken und Waffen über ihn her. Er fühlte es nicht mehr.

Mit zerbrochenen Gliedern schleppten sie ihn den Berg hinab. Sie lachten, sie prahlten, sie freuten sich auf Schnaps und Kaffee, sie sangen, sie fluchten. Keiner sah die Schönheit des verschneiten Forstes, noch den Glanz der Hochebene, noch den roten Mond, der jetzt über dem Chasseral hing und dessen schwaches Licht in den Schneekristallen und in den gebrochenen Augen des erschlagenen Wolfes sich brach.

Hermann Hesse

Texterläuterungen

bei Tage meiden (ie, ie) in Menge erfrieren (o, o) erliegen Dat. (a, e) erlegen (te, t) j-m zur Beute fallen (ie, a) an Frost und Hunger leiden (i, i) Die Not trieb die Wolfsfamilien zu engerem Verband. wie ein Gespenst verwahren (te, t) die Schar, -en sich zu Dat. entschließen (o, o) traben (te, t) erbeuten (te, t) von allen Seiten her Schrecken und Scheu einen Preis auf etw. setzen (te, t) entkommen (a, o) keuchend im Todesschrecken Durst quälte ihn. zum Laufen ausgreifen (i, i) Der Schuss ist getroffen. Es gelang ihm Ihm blieb keine Wahl Sein schwaches Heulen röchelte schmerzlich und tonlos in die Nacht durch etw. stapfen (te, t) das verendende Tier sich brechen (a, o) днем избегать, сторониться (чего-либо) в большом количестве замерзать стать жертвой чего-либо убивать (дичь) стать чьей-либо добычей страдать от мороза и голода зд.: Нужда заставила волчьи семьи объединиться. как призрак прятать, хранить стая решиться на что-либо бежать рысью захватить добычу со всех сторон ужас и страх назначить награду за что-либо убежать, ускользнуть задыхаясь под страхом смерти Он изнывал от жажды. пуститься наутек Пуля попала в цель. ему удалось У него не было выбора. зд.: Его слабое завывание беззвучно растворялось в ночи тяжело ступать по чему-либо издыхающее животное угасать (о взгляде)  

II. Setzen Sie die angegebenen Adjektive richtig ein:

1 2

a) kalt, lang (der Winter); a) der (grellblau) Himmel;

b) klar, spröde (die Luft); b) das (schwach) Licht;

c) grau (die Schneenacht); c) der (klein, rot) Mond;

d) der (leibhaft) Frost;

die (groß, schräg, mattweiß, trostlos) Schneefelder

III. Setzen Sie die in Klammern stehenden Substantive in der richtigen Form ein.

a) Die Wolfsfamilien drängten sich mit (Gebrüll) um (Dorf).

b) Der Wolf warf (Kopf) in (Höhe) und griff zu (Laufen) aus.

c) Für (Tier) (Gegend) war (Winter) unerträglich schwer.

d) Jenseits (Berg) gab es keine Häuser.

e) Der kleine Teil (Schar) entschloss sich zu (Wandern).

IV. Bringen Sie die Sätze aus der Übung 3 in die richtige Reihenfolge.

V. Finden Sie im zweiten Abschnitt des Textes die Satzreihen und übersetzen Sie diese Sütze ins Russische.

VI. Lesen Sie jetzt den fünften Abschnitt des Textes. Steht das so im Text?

a) Die Auswanderer trennten sich voneinander in vier Gruppen.

b) Zu dreien kamen die Wölfe weit in den Jura hinein und erbeuteten am zweiten Tag einen Huhn und einen Hammel.

c) In der Gegend, welche reich an Dörfern und Städten ist, verbreiteten sich Schrecken und Scheu vor den ungewohnten Eindringlingen.

d) In der fremden Gegend fühlten sich die drei Tiere erregt, angstvoll und unwohl.

e) Es war ein Preis auf die Wölfe gesetzt, das verdoppelte den Mut der Bauern.

f) Dem einen Wolf ging ein Flintenschuss durch den Hals, dem anderen hatte ein Beilwurf den Rücken verzehrt.

VII. Im folgenden Text stecken fünf grammatische Fehler. Korrigieren Sie diese Fehler.

Mit zerbrochenen Gliedern schleppten die Bauer ihm den Berg hinab. Sie lachten und freuten auf Schnaps und Kaffee. Keiner sehen die Schönheit der Hochebene, noch den rot Mond, das jetzt über dem Chasseral hing.

VIII. Finden Sie in den letzten 2 Abschnitten des Textes Partizipien. Bestimmen Sie ihre Art und übersetzten Sie diese ins Russische.

Muster: die zerbrochenen Glieder (Partizip II) – сломанные конечности.

IX. Wählen Sie die richtige Antwort auf die folgenden Fragen.

1. Was hat die Wolfsschar zum Wandern gedrängt

a) der Frost; b) der Hunger; c) die Wanderlust.

2. Warum musste sich die ganze Schar vor dem langen Wandern trennen?

a) Es war zu gefährlich, mit der ganzen Schar zu wandern;

b) Einige Tiere waren zu schwach, um weit zu wandern;

c) Viele Wölfe wollten in ihren warmen Höhlen bleiben.

3. Wie war die Reaktion der Bauer den ungewohnten Eindringlingen gegenüber?

a) Die drei Eindringlinge wurden von allen Seiten her wütend verfolgt;

b) Das Landvolk achtete auf die Wölfe nicht;

c) Einige hatten Angst und mussten den Schießgewehr mithaben.

4. Was hat die drei Wölfe in der Gegend um den Schweizer Jura tollkühn als je zu Hause gemacht?

a) fremde Gegend;

b) Kühnheit und Kraft;

c) Gute Beute.

X. Finden Sie im Text und übersetzen Sie die Sätze, in denen der Autor den äußerlichen Zustand der Wölfe beschreibt.

XI. Finden Sie im Text die Sätze, die ihrer Meinung nach höchst informationswert sind. Schreiben Sie diese Sätze heraus und lesen Sie Ihre Zusammensetzung dem Gesprächspartner. Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse.

XII. Erzählen Sie den Text mit eigenen Worten nach.


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