Sprache - Sprachlosigkeit - Sprachkrise

Die Dichtungen der Jahrhundertwende waren, wie kaum zuvor, sprachgewaltig: Metaphern, Symbole, Bilder, Alliterationen, Assonanzen, Synästhesien durchzogen sie in großem Maße. Die Kunst war niemandem anders mehr verpflichtet als sich selbst.
Mit der Jahrhundertwende kam es zu einer zunehmenden Selbstkritik der modernen Autoren. Am deutlichsten zeigst sich diese im Chandos-Brief von Hugo von Hofmannsthal, der ihn im Alter von 28 Jahren verfasste. In diesem fiktiven Brief an Francis Bacon bedauert Lord Chandos den "gänzlichen Verzicht auf literarische Betätigung". Chandos ist "die Fähigkeit abhanden gekommen, über irgend etwas zusammenhängend zu denken und zu sprechen". Für Lord Chandos ist Denken und Sprechen nur noch in einer Sprache möglich, die es so noch nicht gibt.
Der Chandos-Brief ist zum einen Sprachkritik, da er sich gegen die konventionellen Sprachgewohnheiten stellt. Zum anderen ist er ein grundsätzlicher Zweifel daran, in wiefern sich die Realität mit Sprache wiedergeben lässt.


H. v. Hofmannsthal (1874-1929)


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