Unter der Wertsteigerung vertseht man solch einen Prozeß, demzufolge das Wort eine neue, erhabene, bessere Bedeutung bekommt: Die Grundbedeutung des Wortes Marschall war eigentlich „Pferdeknecht“, dann bezeichnete dieses Wort den Stallmeister eines Fürsten, mit der Entwicklung der feudalen Gesellschaft wurde das Wort der Marschall allmählich zur Bezeichnung eines der Hofämter und eines der Militärränge.
Unter der Wertminderung der Bedeutung wird solch ein Prozeß verstanden, dem zufolge das Wort eine andere in ihrem Wert verminderte Bedeutung bekommt: das Adjektiv schlecht bedeutete ursprünglich „in gerader Linie laufend“, „glatt“, „eben“. Zur Zeit „geringwertig“, „nicht gut“. Die alte Bedeutung ist erhalten in den Wörtern: schlechthin (типичный), schlechtweg (просто-напросто).
Euphemismus
Euphemismus (aus griech. eu „gut“ und phemi „sprechen“) bedeutet also „gut sprechen“ anstatt die Dinge bei ihrem Namen zu nennen.
Die Euphemismen sind verhüllende oder verschönernde Ausdrücke. Sie werden aus zweierlei Gründen gebraucht: aus Gründen des Aberglaubens oder des Anstandes. Der letzte Grund ist heute ausschlaggebend: man will unanständige oder unangenehme Wörter und Ausdrücke vermeiden und sie durch schönere oder verhüllende ersetzen.
Man unterscheidet:
a) religiöse Euphemismen: der Allerwissende, der Allmächtige, Er, himmlicher Richter (anstatt des Wortes Gott), Böse, Schwarze, böser Feind, Deibel (statt des Wortes Teufel);
b) sozial-moralische: dichten, phantasieren (lügen); sich benebeln, zu tief ins Glas sehen (betrunken sein), Freudenmädchen (Prostituierte); klemmen, klauen, mausen, lange Finger haben (stehlen), aus dem Wege schaffen, umlegen, kalt machen (jemanden töten);
c) politische Euphemismen: Annexion statt Länderraub;
d) gesellschaftlich-ästhetische Euphemismen: Appertement, Kabinett, ein gewisser Ort, Befreiungsstelle, Toilette für Abort; in der Hoffung sein, in anderen Umständen sein für schwanger sein, die Augen für ewig schließen für sterben.
3.3.6. Übertragung der Wortbedeutung (Hyperbel)
Für die Hyperbel ist die übertriebene Darstellung verschiedener Merkmale und Eigenschaften der Gegenstände und Vorgänge kennzeichnend: irgendwas tausendmal sagen statt vielmals; jemanden eine Ewigkeit nicht sehen statt jemanden lange nicht sehen, eine Welt von Gedanken, tausend Dank, vor Langeweile sterben.
Die Hyperbel dient nicht nur den Zwecken des Emotionsdrucks, sondern auch der Bereicherung des Wortschatzes. Es entstehen sinnwervandte Wörter und Wortverbindungen: vielmals und vieltausendmal, sehr hungrig und wolfshungrig, jemanden lange nicht sehen und jemanden eine Ewigkeit nicht sehen.
Litotes
Unter Litotes versteht man die im Vergleich zu der Wirklichkeit übertriebene Abschwächung der Aussage: zu einer Tasse Tee einladen, zu einem Löffel Suppe einladen; im Augenblick kommen.
Termini zum 3. Kapitel
Bedeutungserweiterung, die расширение значения
Bedeutungswandel, der изменение значения
Bedeutungsverengung, die сужение значения
Euphemismus, der эвфемизм
Fachausdruck, der профессиональное выражение
Generalisierung (der Bedeutung), die генерализация (расширение) значения
Hyperbel, die гипербола
Litotes, die литота
linguistische und extralinguistische
Ursachen языковые и внеязыковые причины
Metapher, die метафора
metaphorische Übertragung метафорический перенос
Metonymie, die метонимия
metonymische Übertragung метонимический перенос
Semantik, die семантика
semantische Derivation семантическая деривация
Spezialisierung (der Bedeutung), die специализация (сужение) значения
übertragene Bedeutung перенос значения
Übertragung der Namensbezeichnung перенос названия
Wertminderung, die ухудшение (пейорация) значения
Wertsteigerung, die улучшение (мелиорация) значения
Fragen zur Selbstkontrolle
1. Definieren Sie den Terminus „Bedeutungswandel“.
2. Nennen Sie die Ursachen des Bedeutugswandels.
3. Welche parallele Bezeichnung für den Terminus „Bedeutungswandel“ ist Ihnen bekannt?
4. Zählen Sie die Arten des Bedeutungswandels auf.
5. Wodurch unterscheiden sich die logische und die psychologische Klassifikationen des Bedeutungswandels?
6. Was wird unter mеtaphorischer Übertragung verstanden?
7. Welche Arten von Metaphern kennen Sie?
8. Worin besteht die metonymische Übertragung?
9. Nennen Sie die Arten der metonymischen Namensübertragung.
10. Was versteht man unter Bedeutungserweiterung und –verengung?
11. Definieren Sie die Wertsteigerung und Wertminderung der Bedeutung.
12. Was wird unter dem Euphemismus verstanden?
13. Definieren Sie Hyperbel.
14. Was wird in der Linguistik als Litotes betrachtet?
Aufgaben zum 3. Kapitel
Aufgabe 1. Ordnen Sie ein.
1. Metaphorische Übertragung;
2. Metonymische Übertragung;
Hund (gemeiner Kerl), Berggrat, Feder, harte Stimme, im Felde sein (im Krieg sein), Goldgrube, Langohr, Brille, Nagelkopf, Flügel (Musikinstrument), Schlange, Sammlung, Othello, Stuhlbein, Apollo, Spur, Streithahn, Wasserhahn, Schwein (schmutziger Kerl), Goliath, kluger Kopf, vier Wände, die gestrige Gesellschaft, süßer Ton, Zahn eines Rades, das ganze Auditorium hörte zu, Mokka (Kaffeesorte), Guillotine, Plüschkin, Havanna, Ohm, Glas (Gefäß), Zeichnung, Schlaukopf, Champagner, Dummkopf, helle Stimme, dunkle Töne, die ganze Schule, die ganze Stadt.
Aufgabe 2. Bestimmen Sie die Art der Metaphern und Metonymien aus der 1. Aufgabe.
4. Archaismen und Neologismen
Archaismen
In der deutschen Sprache von heute gibt es eine Anzahl von Wörtern, die als veraltet empfunden werden, sei es wegen ihrer Semantik oder wegen ihrer lautlich-grammatischen Form. Sie werden Archaismen genannt. Archaismus - vom griech. archaios – „veraltet“ – bezeichent also ein aus irgendeinem Grund veraltetes Wort. Zu Archaismen gehören, wie schon erwähnt wurde, nicht nur veraltete Wörter, sondern auch veraltete grammatische und phonetische Formen des Wortes.
Man unterscheidet: a) semantische Archaismen; b) Historismen; c) lautlich-morphologische Archaismen; d) Bedeutungsarchaismen.