IX. Stellen Sie die Hauptperson des Textes vor

X. Finden Sie im Text die Sätze, die die im Titel des Textes geäußerte Idee verdeutlichen.

XI. Schreiben Sie aus dem Text die wichtigsten Gedanken heraus, die Ihnen auffallen, als Stichwörter.

XII. Erzählen Sie den Text mit eigenen Worten nach.

Reisefieber

I. Lesen Sie die Überschrift. Überlegen Sie, was Sie unter „Reisefieber“ verstehen. Lesen Sie dann den ganzen Text durch.

Unter den Blättern der alten Eiche, die seit undenklichen Zeiten vor der Kirche am Dorfbach stand, herrschte große Aufregung. „Höchste Zeit, dass wir die Alte endlich loswerden. Lange genug hat sie uns gefangen gehalten mit ihren dummen Ästen“, rauschten die verwegensten Blätter aufrührerisch in der Krone.

„Winde wehen, Blätter gehen“, sang eine musikalische Gruppe.

„Wir wollen frei sein“, raschelten ein paar Blätter. Schon fielen andere ab und endlich sauste und brauste es im ganzen Baum. „Frei! Frei! Frei!“

„Jedes Jahr das Gleiche“, dachte die Eiche und schwieg wohlweislich still. Es hätte ja doch nichts genutzt.

Der Wind, immer auf der Suche nach Beute, strich durch die Zweige. „Was höre ich da?“ summte er. „Ihr wollt frei sein? Kein Problem! Ihr müsst nur ein wenig mithelfen!“

Ein von Raupen halbangefressenes Blatt ließ sich überreden. Mit Hilfe des Windes riss es sich vom Zweig los und segelte davon. „Sag doch was“, raunte der Wind ihm zu und ließ es in der Luft tolle Kunststücke vollführen.

„Schön! Nein, das ist schön zu fliegen!“, rief das halbangefressene Blatt. Viele andere Blätter wurden ganz gelb vor Neid, als es majestätisch vorbeiflog.

„Na, wie steht’s?” fragte der Wind verführerisch, der sich mit dem Blatt besondere Mühe gegeben hatte und es mit anmutigen Wirbeln außer Sichtweite brachte. Kein anderes Blatt wagte aber noch den Absprung. „Dann eben später!“ heulte der Wind böse. „Ich habe ja Zeit!“.

Nun setzte eine helle Diskussion unter den Blättern ein. „Habt ihr gesehen, wie schön es geflogen ist?“ sagten die gelben Blätter zu den grünen. „Kunststück!“ sagten die Grünen, „das hatte ja auch nichts zu verlieren“.

„Wenn man nur wüsste, wo die Reise hingeht“, sagten die Blätter in der Mitte des Baumes, die wegen der anderen keinen Durchblick hatten.

Da meldeten sich die Blätter in der Krone zu Wort. „Das ist wie mit den Vögeln“, sagte das oberste Blatt zu allen. “Die fliegen, wohin sie wollen. Und das machen wir natürlich auch!“.

„Wir schauen uns erst einmal die Welt an, bevor wir uns irgendwo niederlassen“, meinten die dicken behäbigen Blätter eines weit in die Luft ragenden Astes.

„Und ich fliege mit meinen Freunden zu den goldenen Blättern, die nachts am Himmel leuchten“, sagte träumerisch ein sanft zusammengerolltes Blatt.

„Und wir wollten schon immer wissen, wohin der Bach fließt“, sprachen die Blätter, die dicht über dem Boden hingen.

„Also, worauf warten wir noch?“ riefen die gelben Blätter und färbten sich ganz rot vor Aufregung. Das merkte der Wind, und vorsichtig pirschte er sich heran: „Nein, was habt ihr für ein schönes Ausgehkleid an?“, sauste er bewundernd. „Das muss ich mir einmal näher anschauen“. Und eins, zwei, drei strich er an ihnen entlang und löste ihre Stille von den Zweigen. Zuerst sanken sie ängstlich dahin. Aber dann blies sie der Wind hoch in die Luft. „Wir sind frei!“ riefen sie da. „Seht, wie wir fliegen! Kommt doch hinterher, ihr Feiglinge!“.

Nun gab es für die Eichenblätter kein Halten mehr. In rauhen Scharen wurden sie gelb und rot. Als der Wind zu seinem nächsten Besuch vorbeikam, hatte er keine Mühe willige Opfer zu finden. Ganze Tages- und Nachtschichten fuhr er unermüdlich, um die Massen der Freiwilligen vom Baum zu werfen. Kein Blatt wollte jetzt mehr zu den Letzten gehören, und bald war der ganze Baum leer.

„Gut, dass ich die verrückte Bande endlich los bin“, dachte die kahle Eiche befriedigt. Aber, neugierig wie sie war, hätte sie doch gar zu gern gewusst, was aus den Blättern geworden war, die nicht wie die anderen auf dem Boden lagen, sondern die der geheimnisvoll rauschende Bach mit sich genommen hatten.

Thomas Klocke

Texterläuterungen

seit undenklichen Zeiten c незапамятных времен

höchste Zeit пора, время не тeрпит

j-n loswerden, -u-, -o- отдел(ыв)аться, избавляться от к-либо

gefangen halten, -ie-,-a- держать под стражей (в плену)

die verwegensten Blätter самые дерзкие листья

aufrührerisch мятежно, взбунтовавшись

rauschen, -te, -t шелестеть, шуршать

wohlweislich не без основания

Es hätte ja doch nichts genutzt зд.: Все равно ничего бы не помогло

auf der Suche nach Beute в поисках добычи

anfressen, -а-, -e- объедать, обгрызать

die Raupe, -n гусеница

sich überreden lassen дать себя уговорить

sich vom Zweig losreißen, -i-, -i- оторваться от ветки

in der Luft tolle Kunststücke выполнять в воздухе немыслимые

vollführen, -te, -t акробатические трюки

ganz gelb vor Neid werden, -u, -o пожелтеть от зависти

majestätisch величественный

außer Sichtweite зд.: вне поля зрения

Wir haben nichts zu verlieren Нам нечего терять

sich zu Wort melden, -te, -t взять слово

sich ganz rot vor Aufregung färben, -te,-t покраснеть от возбуждения

sich vorsichtig heranpirschen, -te, -t осторожно подкрадываться

das Ausgehkleid anhaben, -te, -t быть одетым в праздничный наряд

ängstlich dahinsinken, -a-, u боязливо, робко опуститься (на землю)

blasen, -ie-, -a (по)дуть

der Feigling, -e трус

Es gab kein Halten mehr Уже было невозможно остановиться

Er hatte keine Mühe, willige Opfer zu зд.: Ему ничего не стоило найти

finden готовых отдать себя в жертву

II. Suchen Sie alle Wörter aus dem Text heraus, die zum Wortfeld „Reisefieber“ gehören, und verwenden Sie diese in einem Satz.

       
   


sich die Welt anschauen Aufregung

               
       


III. Erklären Sie in eigenen Worten den im Text dargestellten Zusammenhang von „Reise“ und „Fieber“.

IV. Was passt zusammen? Wiederholen Sie dabei den Konjunktiv.

1. Как было бы здорово избавиться от этого старого дуба! a) Wenn man nur wüsste, wo die Reise hingeht!
2. Мы бы хотели наконец обрести свободу! b) Es wäre schön, der Nase nach zu fliegen!
3. Как было бы прекрасно лететь, куда глаза глядят! c) Wir möchten endlich Freiheit erwerben!
4. Если бы только знать, куда приведет это путешествие! d) Es wäre so toll, diese alte Eiche loszuwerden!

V. Suchen Sie im Text die weiteren Wünsche der reisefreudigen Blätter heraus. Lesen Sie diese Sätze in der Lerngruppe.

VI. Mit den unten stehenden Adjektiven wird etwas ganz bestimmtes charakterisiert. Was kann das sein?

ungeduldig, leichtsinnig, oberflächlich, freiheitsliebend, nachgiebig, neidisch, verwegen, wissbegierig, neugierig, aufgeregt, ängstlich, träumerisch, opfermutig, vernünftig

Charakterisieren Sie die Blätter auf dem Baum laut ihrer Handlungen. Nehmen Sie die Adjektive oben zu Hilfe.

  die Blätter in der Krone
  ein von Raupen halbangefressenes Blatt – nachgiebig, opfermutig
  die gelben Blätter
  die grünen Blätter
  die Blätter in der Mitte des Baumes
  die Blätter eines weit in die Luft ragenden Astes
  ein sanft zusammengerolltes Blatt
  die Blätter, die über dem Boden hängen

VII. An welchen Textstellen kann man erkennen, was die alte Eiche selbst von dem Reisefieber ihrer Blätter meint.

VIII. Suchen Sie im Text Sätze heraus, wo der Autor den Wind charakterisiert. Mit welchem Märchenhelden kann man ihn vergleichen?

IX. Wie würden Sie den Tonfall des Textes bezeichnen (anklagend, humorvoll, traurig, hoffnungslos, hoffnungsvoll, ….) Äußern Sie Ihre Meinung.

X. Finden Sie in den folgenden Sätzen inhaltliche Fehler.

a) Unter den Blättern der alten Eiche, die seit undenklichen Zeiten vor der Kirche am Walde stand, herrschte große Unruhe.

b) „Winde wehen, Blätter gehen“, sagten die verwegensten Blätter in der Krone.

c) Die meisten Blätter wollten aber nicht abfallen.

d) Die gelben Blätter färbten sich ganz rot vor Wut und Neid.

e) Die alte Eiche war empört, dass sie den ganzen Winter kahl stehen musste.


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