Die wichtigsten Werke

1. Liebesfrühling. Ein lyrisches Gedicht

2. Vor Sonnenaufgang. Soziales Drama (5 Akte; Arbeitstitel: Der Säemann)

3. Das Friedensfest. Eine Familienkatastrophe (3 Akte; Arbeitstitel: Der Vater)

4. Einsame Menschen. Drama (5 Akte; Arbeitstitel: Martin und Martha. Das Wunderkind)

5. Die Weber. Schauspiel aus den vierziger Jahren (5 Akte)

6. Der Biberpelz. Eine Diebskomödie (4 Akte)

7. Hanneles Himmelfahrt. Traumdichtung (2 Akte, am Ende jeweils in Verse mündend)

8. Florian Geyer. Die Tragödie des Bauernkrieges (Vorspiel und 5 Akte)

9. Die versunkene Glocke. Ein deutsches Märchendrama (Versdrama in 5 Akten; Arbeitstitel: Rothändel)

10. Fuhrmann Henschel. Schauspiel (5 Akte)

11. Michael Kramer. Drama (4 Akte)

12. Der rote Hahn. Tragikomödie (4 Akte; Fortsetzung des Biberpelz)

13. Rose Bernd. Schauspiel (5 Akte; Arbeitstitel: Rose Immoos; Anna Golisch)

14. Vor Sonnenuntergang. Schauspiel (5 Akte; Arbeitstitel: Geheimrat Bernhard Ackermann)



Vor Sonneaufgang

Vor Sonnenaufgang ist ein 1889 von Gerhart Hauptmann verfasstes Sozial-Drama. Es wurde im August 1889 von dem Berliner Verleger Paul Ackermann (1861–1894) auf Empfehlung von Theodor Fontane herausgebracht. 1892 nahm der Verleger Samuel Fischer das Drama in sein Verlagsprogramm auf.

Die durch die Freie Bühne am Lessing-Theater veranstaltete Uraufführung am 20. Oktober 1889 bedeutete den Durchbruch des Naturalismus im deutschen Theater und die feste Etablierung eines bis dahin fast unbekannten Autors als Dramatiker. Hauptmann hatte für das Stück den Titel Der Säemann vorgesehen; der definitive Titel beruht auf einem Vorschlag von Arno Holz. Zentrale Bedeutung für die Konzeption des Dramas, das unverkennbar in der Nachfolge von Ibsens analytischem Drama Gespenster steht, hat die naturalistische Determinationslehre: Der Mensch ist nicht selbstbestimmt und frei in seinen Entscheidungen und Möglichkeiten, sondern entscheidend geprägt und begrenzt durch die Faktoren Vererbung, Milieu und Erziehung.

Biographischer Hintergrund

von Vor Sonnenaufgang ist einerseits der Einfluss von Hauptmanns Freunden wie Alfred Ploetz und Ferdinand Simon, die beide Medizin studierten, so dass der Dramatiker selbst dem Alkohol abschwor und Abstinenzler wurde. Auch stand er unter dem Eindruck des Naturapostels Johannes Guttzeit, dem er an Pfingsten 1888 in Zürich begegnet war. Andererseits verarbeitet Hauptmann negative Erfahrungen, die er selbst in seiner Kindheit in einem pietistischen Milieu gemacht hat (und die ihn – nach eigener Aussage – fast in den Selbstmord getrieben hatten), sowie solche, die seine erste Ehefrau Marie Thienemann in einer herrnhutischen Erziehungsanstalt zu einem ängstlichen, schwermütigen, depressiven Menschen werden ließen.

Eine Quelle Hauptmanns war Gustav Bunges Schrift Die Alkoholfrage (Leipzig 1887), aus der er wörtlich eine Figur – Alfred Loth – zitieren lässt.

Aufbau

Der Aufbau des Dramas orientiert sich weitgehend am klassischen Vorbild. Das Geschehen ist in wenigen Stunden passiert (knapp zwei Tage) und hat nur den Hof bzw. das Zimmer der Krauses als Schauplatz. Die Handlung ist geschlossen und hält die Einheit von Ort, Zeit und Handlung ein. Jedoch ist keine der Figuren adelig, die Ständeklausel wird also aufgehoben. Der tektonische Aufbau des Dramas wird eingehalten – das Bekenntnis der Liebe Helenes bildet den Höhepunkt im 3. Akt und der Suizid die Katastrophe am Ende.

Interpretation

Das naturalistische Schauspiel möchte die Degeneration einer Bauernfamilie aufzeigen, die durch Kohlefunde reich geworden ist. Viele Mitglieder der Familie, vor allem Bauer Krause und seine Tochter Martha, sind daraufhin alkoholsüchtig geworden. Marthas erstes Kind hat bereits zum Alkohol gegriffen und sich an den Scherben einer Essigflasche, in der sich vermeintlich sein „geliebter Fusel“ befindet, tödlich verletzt. Marthas zweites Kind wird im Schlussakt des Dramas tot geboren. Nur die weibliche Hauptfigur, Helene Krause, unterscheidet sich von ihrem Milieu, denn sie ist in einem Herrnhutischen Pensionat erzogen worden und grenzt sich somit vom Rest der Familie hinsichtlich Bildung und Gewohnheiten ab. In Folge ihrer Andersartigkeit leidet sie am Trinkermilieu des elterlichen Hauses. Als Alfred Loth, ein Jugendfreund ihres Schwagers Hoffmann, zwecks volkswirtschaftlicher Milieu-Studien zu Besuch kommt, verlieben sie sich. Es kommt, ähnlich wie in Goethes Faust, in einer Gartenlaube zu Annäherungen, zu Liebesbekenntnissen und dem gemeinsamen Wunsch, zusammen ein neues Leben anzufangen. Helene wird jedoch von Loth ohne Zögern zurückgewiesen und verlassen, als er von der Trunksucht der Familie erfährt. Er hat Sorge um seine zukünftigen Kinder, da er von der Vererblichkeit des Alkoholismus überzeugt ist. Die empfindsame Helene nimmt sich daraufhin das Leben.


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