Die wichtigsten Vertreter des Naturalismus in der Welt

  • Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881)“Die Brüder Karamasow“ (Roman, 1879/1880)
  • Maxim Gorki (1868-1936) „Das Klim Samgins Leben“ (Roman-Epopöe, 1888)
  • Henrik Ibsen (1828–1906)“Die Stürzen der „Gesellschaft“ (Komödie, 1877), „Nora oder ein Puppenheim“ (Drama, 1879), „Gespenster“ (Drama, 1881)
  • Guy de Maupassant (1850–1893) “Das Leben” (Roman, 1885)
  • Johan August Strindberg (1849–1912) „Der Vater“ (Drama, 1887), „Fräulein Julie“ (Drama, 1890)
  • Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) „Anna Karenina“ (Roman, 1873-1876), Die Macht der Finsternis“ (Drama, 1890)
  • Émile Zola (1840–1902) „Rugon-Makkari“ (Romanzyklus in 20 Bänden, 1871-1893), „Der Experimentalroman“ (1880), „Der naturalistische Roman“ (1881), „Der Naturalismus im Theater“ (1881).

 

IV. Naturalismus in Deutschland

Historischer Hintergrund.

Zu Beginn der 1880er Jahre kam es zu großen Fortschritten und Weiterentwicklungen in den Wissenschaften, z. B. 1884 wurde die Dampfturbine, 1887 die Schallplatte und 1893 der Dieselmotor erfunden.

Bestimmend für die innen- und außenpolitische Entwicklung war Reichskanzler Bismarck. Im Deutschen Reich und in Europa wurde durch ihn eine gewisse Stabilität geschaffen, die erst wieder abnahm, als Bismarck 1890, wegen politischen Differenzen mit dem neuen Kaiser Willhelm II., zurücktreten musste.

Die Wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und geistigen Faktoren des Wilhelminischen Zeitalters bilden den Hintergrund, auf dem diese neue Bewegung gesehen werden muss. Das nach der endgültigen Aufhebung der deutschen Kleinstaaterei im Zweiten Deutschen Kaiserreich nach 1871 rasch und mit aller Macht gesteigerte Kapitalwachstum beschleunigte auch die Proletarisierung grosser Bevölkerungsteile und schuf unübersehbare soziale Probleme. Hatte noch wenige Jahre zuvor die Mehrheit auf dem Land gewohnt, so setzte nun eine Wanderungsbewegung in die Städte ein, die kaum aufgefangen wurde. Berlin, das Zentrum der naturalistischen Literaturbewegung hatte sich im Laufe von knapp vier Jahrzehnten von einer preussischen Residenzstadt mit kaum einer halben Millionen Einwohnern zur Reichhauptstadt mit anderthalb Millionen Menschen vergrössert, die durch die Industrialisierung, d.h. durch Arbeit ermöglichtes Einkommen angelockt wurden.

       Die Naturalisten richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf die kapitalistischen Realitäten im neuen preusisch-deutschen Reich und machten die eben entstandenen Elendsquartiere, das Fabrikarbeiter-, Dirnen- und Kneipenmillieu zu ihrem literarischen Gegenstand. Dieses Millieu – ein sowohl für die soziale Lage der Betroffenen wie für die naturalistische Literaturtheorie folgenschwerer, weil deterministischer Begriff – war nach den traditionellen ästhetischen Normen nicht darstellungswürdig, weil es als hässlich, abstossend und krankhaft galt. Alein durch diese Stoffwahl bekam der Naturalismus einen antibürgerlichen Zug und handelte sich sofort den Ruf des „Revolutionären“ ein.

 

2. Herausbildung des Naturalismus

Die Strömung des Naturalismus lässt sich in drei wesentliche Abschnitte gliedern: den Frühnaturalismus (1880-1889), den Hochnaturalismus (1889-1895) und den Zerfall des Naturalismus (1895-?). Es ist jedoch zu beachten, dass die Perioden ineinander überfließen und die Strömung insgesamt schließlich ganz zerfließt.

Im Deutschland bildeten sich zwei Zentren heraus: München und Berlin. Zwei Jahre geben in der Entwicklung des Naturalismus einen entscheidenden Einschnitt: 1885 und 1889. 1885 wurde die Münchener Zeitung Die Gesellschaft gegründet, Arno Holz veröffentlichte seine Gedichtsammlung Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. 1889 wurde in Berlin die "Freie Bühne" gegründet, Hauptmanns Vor Sonnenaufgang hatte Premiere.

 

Entwicklung der wichtigsten Gattungen

Wie in meist jeder anderen Epoche sind auch im Naturalismus alle Gattungsarten vertreten: Lyrik, Epik und Dramatik. Jedoch unterscheiden sich die Anteile literarischer Schöpfungen in verschiedenen Zeitperioden. Zwischen 1880 bis 1885 dominierte neben Theorien und Proklamationen vor allem die Lyrik, von 1885 bis 1890 v. a. Prosatexte und seit den 90er Jahren Dramen und Romane.

Arno Holz (1863-1929)

In den Zentren Berlin und München bildeten sich bestimmte Gruppierungen von naturalistischen Schriftstellern heraus. In Berlin sammelten sich um die Zeitschrift "Kritische Waffengänge" von den Brüdern Hart, Bölsche, Holz und Schlaf. In München bildete sich 1885 eine Gruppe um die Zeitschrift Die Gesellschaft (gegründet von Michael Georg Conrad), der auch Hermann Conradi angehörte. Zwischen beiden Gruppierungen gab es starke Kontraste. 1886 entstand in Berlin der Verein "Durch!".

Für die Entwicklung des Naturalismus trugen außerdem Auguste Comte und Hyppolite Taine einen entscheidenden Anteil. Comte kam mit Beobachtungen und Experimenten zu einer "positiven" Methode der Analyse, anstatt auf Spekulationen zu vertrauen. Taine sah als Basis für positivistische Experimente die Einheit aus Rasse, Milieu und Moment. Er formulierte diese Aspekte in seiner Milieutheorie.

Arno Holz fand 1891 in seinem Werk Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze. eine Gesetzmäßigkeit in allen Ereignissen. Von ihm stammt die mathematische Formel "Kunst = Natur - x". Das "x", die Differenz aus Natur und Kunst, müsse dabei so klein wie möglich sein, damit die Literatur die Realität möglichst exakt abbildet.


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