X. Lesen Sie den Dialog aus dem Text paarweise vor. Der dritte Student spielt die Rolle des Dolmetschers

XI. Was haben Sie aus dem Text über die Hauptperson erfahren? Stellen Sie den Mann an der Brücke vor (das Alter, das Äußere, die Beschäftigung, die Familie, den Wohnort).

XII. Beantworten Sie die Fragen zum Inhalt des Textes:

a) In welchem Land spielt die Handlung der Erzählung? Welche Geschichtsperiode behandelt der Autor?

b) Wohin geht der Alte?

c) Hat der Mann jemanden, der auf ihn wartet?

d) Auf wen baut der Alte seine einzige Hoffnung?

e) Warum schildert der Autor seine Hauptperson an der Brücke? Was will er damit sagen?

XIII. Diskutieren Sie in der Lerngruppe zu dem erörterten Problem:

a) Meinen Sie, dass es zum Wesen des Menschen gehört, Kriege zu führen?

b) Nennen Sie die Ursachen für die Entwicklung von Kriegen (Machter-greifung; Territorialteilung; …).

c) Halten Sie es für richtig, wenn der Staat versucht, Arbeitsplätze durch Rüstungsaufträge zu sichern?

d) Nennen Sie die Folgen von Kriegen. Beweisen Sie Ihre Antworten mit den Beispielen aus der Geschichte Ihres Landes, Ihrer Familie.

Das Ölfläschchen

I. Lesen Sie den Text durch und erfüllen sie die nachstehenden Übungen.

Das Schlimme ist, dass Johanna sich nicht erinnern will. Inzwischen ist ihr Mann aus Russland heimgekommen und alt geworden. Die Kinder sind groß geworden und ihrer Wege gegangen.

Gar nichts kann Johanna schaden, wenn man ihr ins Gedächtnis zurückruft, was vor bald zwanzig Jahren gewesen ist. Und wenn ich es nicht auf dem geraden Wege erreichen kann, versuche ich es auf dem krummen, mit List. “Du hattest doch nach dem Krieg noch lange Haare“, sage ich zum Beispiel.

“Nein, ausgeschlossen“, sagt Johanna, “die Haare habe ich mir schon früher abgeschnitten, 1943 ungefähr.“

“Aber wie konntest du dann das Ölfläschchen in deiner Frisur verstecken?“

„Welches Ölfläschchen?“

“Das Parfümfläschchen, in das du jeden Tag ein bisschen Öl abfülltest für deine Kinder.“

„Ach ja“, sagt Johanna und greift nach ihren Haaren, als könnte sie noch heute das Ölfläschchen darin finden.

„Du hattest es wahrscheinlich im Knoten“

„Ja“, sagt sie dann lebhaft, „und es war nicht so leicht, die Nadeln so fest zu stecken, dass es nicht herausrutschen konnte“.

„Ist es ja auch einmal herausgerutscht?“ frage ich.

„Ja“, sagt Johanna erschrocken, „und gerade am Tor, wo der Posten stand. Es ist heruntergefallen und zerbrochen und auf dem Pflaster war ein großer fettiger Fleck. Der Posten hat nichts gesagt, aber am Abend hat er mich angezeigt und die Polizei hat mich verhört.“

„Also kamst du ins Gefängnis“, sage ich.

„Ins Gefängnis? Wieso denn das?“ Johanna wackelt mit dem Kopf.

„Nun, ich denke“, sage ich, „sie waren recht streng damals. Es war immerhin Diebstahl und bei der Besatzungsmacht, oder hatten sie dir erlaubt, das Öl zu nehmen?“

„Natürlich nicht. Was ich nehmen durfte, waren zwei Briketts, mit denen habe ich abends zu Hause für meine Kinder den Ofen geheizt“. Dann fügt Johanna hinzu:“ Da war doch die Frau Kommandant“.

Mir ist bekannt, dass Johanna damals bei einem Kommandanten in Stellung gewesen ist und dass sie für ihn und seine junge Frau gekocht, aufgeräumt und gewaschen hat, für Geld natürlich, aber doch vor allem für das Essen und die zwei Briketts und das Fläschchen Sonnenblumenöl, denn wie man sich erinnert, war das Jahr 1945 eine harte Zeit. Ich weiß alles besser als Johanna, aber es liegt mir daran, dass sie sich erinnert, und darum lasse ich ihr keine Ruhe.

„Tanja hieß sie, nicht wahr?“

„Ja“, sagt Johanna, und macht noch einen kleinen Versuch auszuweichen, indem sie den Teekessel aufs Gas setzt. Dann holt sie aus einem Fach im Küchenschrank eine Schachtel und aus der Schachtel eine kleine Photographie. Sie legt die Photographie vor mich hin und das ist gerade, was ich habe erreichen wollen.

„Eine hübsche Frau“, sage ich, in der Absicht, Johannas Widerspruchsgeist zu wecken, was mir auch gelingt.

„Hübsch, was heißt hübsch? Schön war sie, eine Schönheit, so etwas sieht man nicht alle Tage, und hier schon gar nicht, eine Haut wie Rahm und pechrabenschwarze Haare, und die Zähne einer schöner als der andere, obwohl sie sie nicht putzte, wie wir, sondern nur mit Salbeiblättern abrieb. Salbei, Frau, sagte sie, und dann musste ich in den Küchengarten laufen und eine Handvoll Kräuter holen, und sie rieb und spuckte und sah mich mit ihrem strahlenden Lachen an.“

„Frau“, sagte sie zu dir, einfach Frau“, sage ich. „Auch der Kommandant?“

„Was ist mit dem Kommandanten?“ fragt Johanna erschrocken.

„Hat er auch „Frau“ zu dir gesagt?“

„Natürlich“, sagt Johanna ärgerlich, „stellst du dir das so einfach für Ausländer vor, sie konnten sich meinen Namen nicht merken.“ Und dann gießt sie das kochende Wasser auf die Teeblätter und stellt die hübschen Tassen und das Porzellankörbchen mit den selbstgebackenen Plätzchen auf den Tisch.

„Und der Kommandant“, frage ich, „war das auch ein schöner Mann?“

„Nein“, sagt Johanna und wirft einen zornigen Blick auf den Platz, auf dem sonst ihr Ehemann sitzt.

„Schön war er nicht, aber ein Mann, der lachen und weinen konnte und schreien und alles wie ein Gewitter und wo gibt es das noch.“

„Lachte er auch mit seiner Frau?“ frage ich.

„Ja“, sagt Johanna und wird mit einemmal ganz nachdenklich.

„Den ganzen Tag waren sie beisammen. Entweder sie in der Amtsstube oder er in der Wohnstube und die ganze Nacht und so ein junges Ehepaar waren sie auch nicht mehr. Aber sie redeten die ganze Zeit, erzählten sich etwas oder machten Witze und manchmal lachten sie eine halbe Stunde lang wie toll. Und ich stand draußen in der Küche und schüttelte den Kopf darüber, dass es so viel zu reden und zu lachen geben kann zwischen Mann und Frau.“

Einige Zeit ist es ganz still im Raum.

„Das war ein altes Haus“, sagt Johanna plötzlich, „in dem der Kommandant wohnte, und ein altmodisches Haus. So eine Villa mit einem Garten voll schwarzer Thujabäume. Da hatte schon mal Militär drin gelegen und die Möbel waren alle kaputt. Aber der Kommandant und seine Frau fanden trotzdem alles wunderschön. Manchmal wickelten sie sich in die alten seidenen Gardinen, jedes in eine und dann riefen sie mich und ich musste ganz erstaunt tun, wo Herr Kommandant, wo Madam, und dann fingen sie in ihren Gardinen an zu hopsen und zu springen und wie Käuzchen zu schreien.“

„Ein Bad gab es da wohl nicht“, frage ich.

„Doch“, sagt Johanna, „eine alte Blechbadewanne und einen Kohlenofen und in der Badewanne schwammen die Karpfen.Wenn der Kommandant und seine Frau baden wollten, wurden die Karpfen herausgenommen und in hölzerne Bottiche gesetzt. Weil aber in dem Badezimmer dann ein furchtbarer Dampf war, sprangen sie aus ihren Bottichen heraus. Der Herr Kommandant und die Frau, die zusammen in der Wanne saßen, schrien aus Leibeskräften: „Frau, Karpfen“, und ich musste hereinkommen und die Fische fangen. Weil ich aber dabei nicht zu der Badewanne hinsehen wollte, war das sehr schwer.“

„Das waren noch Zeiten“, sage ich.

„Ja“, sagt Johanna, und schiebt entschlossen ihre Tasse und den Teller mit ihrem Kuchen weit zurück. „Habe ich dir erzählt, wie es war auf der Polizei?“

„Nein“, sage ich, obwohl ich damit nicht die Wahrheit sage. „Die Frau Kommandant ist hereingekommen und hat die Tür hinter sich zugeschlagen, wie sie das immer machte, aber noch etwas lauter als sonst. Dann hat sie sich vor den Kommissar hingestellt und hat statt aller Worte mit den Füßen gestampft. Der Kommissar ist ganz empört aufgesprungen, aber dann hat er sich wieder hingesetzt und hat gelacht. „Nun, nun, mein Täubchen“, hat er gesagt, „warum denn so zornig? Erzähle, was ist geschehen?“

„Wie hast du denn das verstanden“, frage ich.

„So viel habe ich schon verstanden. Und ich habe auch verstanden, dass die Frau Kommandant behauptet hat, sie habe mir erlaubt, das Öl zu nehmen, es sei ein Geschenk von ihr gewesen und sie selbst habe mir das Fläschchen in den Knoten gesteckt.“

„Und das hat der Kommissar geglaubt“, sage ich und lache.

„Natürlich nicht. Ich habe gemerkt, er kann ihr nicht widerstehen. Und dann, als sie im Sarge lag“

„Wieso im Sarg“, frage ich.

„Das weißt du doch“, sagt Johanna gekränkt, „dass sie eines Tages, um ihre Familie zu besuchen, nach Hause reiste und dass sie irgendwo auf dem Wege ermordet worden ist.

Tanja wurde damals eingescharrt, irgendwo an der Bahnstrecke, nicht tief, denn es war dicker Winter. Herr Kommandant ließ sie ausgraben und in sein Haus bringen. Sie kam an, steifgefroren wie ein Stockfisch und gelb.“

“Wie du dich ausdrückst“, sage ich.

„Ja“, sagt Johanna trotzig und hebt den Kopf und sieht wieder durch die Wände ihrer Küche hindurch. „Sie kam in einer Art von Kiste, und ich musste sie auspacken und sie zurechtmachen. Ich habe das getan, dem Herrn Kommandanten zuliebe, aber auch wegen dem Ölfläschchen und weil ich sie lieb hatte, wie ein schönes verrücktes Kind. Und der Herr Kommandant lief dem Sarg hinterher und brüllte wie ein Tier.“

„Und du?“ fragte ich…

Darnstädt, Thomas

Texterläuterungen

Es kann ihr nichts schaden ins Gedächtnis zurückrufen (ie, u) auf dem geraden Wege mit List ausgeschlossen Öl abfüllen (te, t) herausrutschen (te, t) j-n anzeigen (te, t) Die Polizei hat mich verhört. die Besatzungsmacht, -mächte bei j-m in Stellung sein Es liegt mir daran, dass … j-m keine Ruhe lassen (ie, a) j-s Widerspruchsgeist wecken (te, t) mit Salbeiblättern abreiben (ie, ie) beisammen sein der Bottich, -e mit den Füßen stampfen (te, t) j-m nichts widerstehen können einscharren (te, t) j-n zurechtmachen (te, t) die Geistesabwesenheit Ей ничего не может повредить вернуть воспоминания прямым путем хитростью исключено, ни в коем случае отливать масло куда-либо выскользнуть доносить на кого-либо Полиция меня допрашивала оккупационные власти прислуживать кому-либо зд.: для меня важно, чтобы … не давать покоя кому-либо разбудить чей-либо дух противоречия натирать листьями шалфея быть вместе чан, бадья топать ногами не в состоянии устоять перед кем-либо закапывать, зарывать привести кого-либо в порядок рассеянность  

II. Erstellen Sie eine „Wortfamilie“ zum Begriff „Erinnerungen“:

 
 


Lebenserinnerungen eine verschwommene Erinnerung

III. Wie würden Sie den Tonfall Johannas Erinnerungen bezeichnen?

IV. Erklären Sie die unterstrichenen Begriffe nach Ihrer Bedeutung im Text mit eigenen Worten. Sie können dabei folgende Vokabeln gebrauchen:

als Dienstmädchen tätig sein

mit voller Wucht schreien (ie, ie)

sich Dat. etw. in Erinnerung rufen (ie, u)

es kommt j-m sehr darauf an

a) Es kann ihr nichts schaden, wenn man ihr ins Gedächtnis zurückruft.

b) Johanna war bei einem Kommandanten in Stellung.

c) Es liegt mir daran, dass sie sich erinnert.

d) Sie schrien aus Leibeskräften.

V. Machen Sie die syntaktische Analyse des folgenden Satzes:

Und ich verstand auch, dass die Frau Kommandant behauptete, sie habe mir erlaubt, das Öl zu nehmen, es sei ein Geschenk von ihr gewesen und sie selbst habe mir das Fläschchen in den Knoten gesteckt.


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