Der Politischer Gegenstand

Das Projekt der Ostseepipeline soll Europa wirtschaftlich stärken. Denn es wird auf der einen Seite von Europa Energie benötigt und auf der anderen Seite hat Russland Energie abzugeben. Dies stellt einen absoluten Vorteil für Europa dar. Zuerst wurde dieser Vorteil zu Beginn der Gespräche gesehen[27], doch umso näher ein fester Vertrag rückte, umso größer wurden die Bedenken.

Für die Länder die bis jetzt eine Transitrolle spielen, wirkt die neue Pipeline nun  als Konkurrenz, sodass ein Ausfall der bisherigen Transiteinnahmen befürchtet wird.

Für die bestehenden Gaslieferanten Europas, wie zum Beispiel Norwegen und die Niederlanden ist diese Pipeline ein unerwünschter Konkurrent. Polen und Schweden sehen sich als Verlierer, da sie nicht in das Projekt involviert sind.[28].

Die Polen verfolgen bis zum heutigen Zeitpunkt das Vorhaben, statt der Ostseepipeline eine Pipeline via Landweg durch die baltischen Staaten zu bauen, um das Stockmanngas zu transportieren. Das Problem ist die, in den letzten Jahren, stark antirussische Politik diesen Länder sowie der bereits begonnene bau der Ostseepipeline[29].

Schweden droht das Projekt der Ostseepipeline zu boykottieren, da sie ökologische Schäden befürchten.

Die Italiener befürworten das Projekt, da eine italienische Firma den Auftrag für den Bau der Pipeline bekommen hat. Deutschland ist für das Projekt, da sie wirtschaftlich davon profitieren.

Diese verschiedenen Haltungen der einzelnen Länder zu dem Projekt entwickelt eine Situation für Europa, die Uneinigkeit und Zerklüftung wiederspiegelt[30].

Zu diesen europäischen Spannungen hat die Consulting Firm Cambridge Energy Research Associates (CERA), welche  eine der führenden analytischen Firmen im Bereich der Energetik ist, eine Studie durchgeführt. Diese Forschungen basieren auf der Analyse der Wiedersprüche zwischen Russland und Europa. Es wurde sich die Frage gestellt, warum Regionen die letzten vier Jahrzehnte erfolgreich mit einander gehandelt haben und plötzlich Probleme auftraten.

Daniel Yergin, der Autor des oft in der Öffentlichkeit diskutiere Buch „The Prize“, und Simon Blakey sehen die Ursache der Degradation der Verhältnissen innerhalb der Strukturveränderung Europas und Russlands sowie in der Gasindustrie selbst.

Das größte Risiko der heutigen Situation sehen sie nicht in den Lieferungsstopps, sonder in weiteren Verschlechterungen der politischen Verhältnissen, welche eine negative Wirkung auf die Ökonomie der Regionen hat.

Als Lösung nennen die Analytiker die Anerkennung der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Russland und Europa und vor allem die Trennung zwischen Wirtschaft und Politik sowie die Konzentration auf die wirtschaftliche Ebene des Gashandels.[31]

Erstaunlicherweise gab es selbst in den politisch kältesten Zeiten der UdSSR und Europa einen reibungsloseren Gastransfer als es derzeit der Fall ist. Yergin und Blakey haben in ihre Forschung „Europa uns Russland brauchen positive Energie“ im Auftrag Firma CERA erklärt, dass innerhalb der letzten vierzig Jahre Europa und Russland von dem Handel mit Gas letztendlich profitiert haben. Die garantierte und regelmäßige Lieferung des russischen Gases nach Europa hat geholfen den Kohleabbau für die Energienutzung zu verringern. Das ist einer der wichtigsten Gründe, dass sich der CO2 Ausstoß verringert hat. Russland von dem Gastransfer profitiert, da die Gewinne aus diesem Handel die zweitwichtigste Position der Staatseinnahmen ausmacht.

Die Bedenken, die bezüglich der Ostseepipeline wegen eines möglichen unregelmäßigen späteren Gastransfers oder politischen Druck, der damit verbunden ist, ausgesprochen werden, beziehen sich nicht nur auf das Abdrehen der Gaszulieferungsrohre an der Grenze zu Weißrussland und der Ukraine. Es sind vielmehr globale Weltveränderungen, die das Verhalten beider Seiten beeinflussen.
Diese Veränderungen werden von den Wissenschaftlern in drei Hauptfaktoren unterteilt
 Abbildung 7                               

Als Erstes sind die fundamentalen       Veränderungen durch den Verfall der UdSSR zu nennen. Diese Veränderungen sind für Europa so stark, dass es jetzt im Prinzip mit einem absolut neuen Partner handelt. Die wirtschaftliche und politische Veränderung der 90iger Jahre haben zu prinzipiell neuen Strukturen des russischen Gasmanagement in geführt. Russland entwickelte zu Beginn des 21.Jahrhunderts ein politisch stark zentralisiertes System, indem Energie Ressourcen als Schlüsselelement der Außenpolitik betrachtet werden Bis 2006 hatten die Ukraine und Weißrussland sehr niedrige Gaspreise, die nur durch den Lieferstopp seitens Russlands an den um das Fünffache höheren Weltmarktpreis angeglichen werden konnten.

Der zweite Faktor ist, dass sich auch Europa verändert hat. Europa besteht jetzt bereits aus 27 Mitgliedern, von denen viele kulturell mit Russland verbunden sind. Dies hat zur Folge, dass nach dem Zerfall der UdSSR es zu

Streitigkeiten zwischen Russland und den nun vielen  neuentstandenen kleinen Ländern, welche nun zu Europa gehören, kam. Es wurde gestritten wer das Eigentumsrecht über die bestehenden Gasleitungen hat, welche zur Zeiten der UdSSR gebaut wurden.

Der dritte Faktor ist mit der Veränderung der Handelsstrukturen verbunden. Die Struktur der damals regional bis national genutzten Gaspipelines wird nun an den internationalen Globalisierungsprozess angepasst. Durch die Entwicklung von neuen Handelsmodellen, der Markterweiterung und Erhöhung des Handelsvolumens entstehen neue Situationen, an die sich Europa und Russland langsam lernen muss anzupassen[32].


Risiken

Das Hauptrisiko Russlands sind nicht die Lieferungstopps sondern ein möglicher Bruch mit den Handelspartnern, denn Lieferunregelmäßigkeiten sind kurzfristig und das Aufheben von Verträgen ist endgültig. Dies würde bedeuten, dass Russland die teuren Baukosten gezahlt hat, diese jedoch nicht gedeckt werden.

Für Europa ist die größte Gefahr, dass Russland seine Monopolstellung gegenüber Europa als fast einziger Gaslieferant ausspielt.

Um bei dem Auftreten dieser beschriebenen Probleme in keine Abhängigkeit zu gelangen, suchen Sowohl Russland als auch Europa nach Alternativen. Russland erweitert deshalb seinen inländischen Gasmarkt und Europa hofft auf die Nabuko-Pipeline. Russlands Verträge mit Europa sind sehr veraltet, sodass durch die vielen Veränderungen beide Seiten gezwungen sind, sich auf neue eher kurzfristigere Verträge zu einigen. Dies bietet eine Möglichkeit, dass beide Seiten sich durch zeitgemäßere Verträge auf die Veränderungen besser einstellen können, um konfliktfreier miteinander zu handeln[33].

 

6. Fazit

Das Projekt der Ostseepipeline ist ein vorteilhaftes Geschäft sowohl für Europa als auch für Russland. Es wird auf jeden Fall ein grandioser Bau, denn es handelt sich um die weltweit erste Unterwassergaspipeline mit 1200km Länge. Dieses Projekt umfasst weitere wirtschaftlich relevante Vorhaben, unter anderem die infrastrukturelle Angliederung der Ostseepipeline an das Stockmann-Gasfeld sowie der Gasspeicher in der Nähe von Greifswald. Nach der kompletten Fertigstellung soll Europa das Gas soweit reichen, dass sogar die Länder, die früher keinen Anschluss auf Gasleitung hatten, wie z.B. England, mit Gas der Ostseepipeline versorgt werden.

Die größten Gewinne werden dabei Russland und Deutschland haben, denn es handelt sich um ein russisch-deutsches Projekt. Die Länder, die geographisch zwischen Deutschland und Russland liegen, sehen die Effektivität des Projektes. Deshalb haben sie Bedenken, dass die Wichtigkeit der bereits bestehenden Pipelines verloren geht und somit sie Einbußen der Transitgebühren haben werden.

Die Länder, die bereits Europa mit Gas beliefern, unter anderem die Niederlande und Norwegen, befürchten eine Verschlechterung ihrer derzeitigen Marktposition und sprechen sich deshalb gegen das Projekt aus.

Nach der politisch sehr unfreundlichen Ausgrenzung bezüglich der Bewirtschaftung des Stockmann-Gasfeldes der USA durch Russland, hat Amerika einen eigenen Plan zu Gasversorgung Europas entworfen. Die Nabuko-Pipeline soll die wirtschaftliche Marktführung innerhalb des europäischen Gasmarktes für die USA bringen.

Die unterschiedlichen Haltungen zu dem Bau der Ostseepipeline drohen Europa zu spalten. Eine mögliche Lösung für eine entspanntere Atmosphäre ist die Trennung der Politik von der Wirtschaft und die Anerkennung der Interdependenz zwischen der  EU und Russland.

Quellenverzeichnis

 

       Literaturquelle:

1. Fridrich Götz „Russlands Gas Chancen für Europa“, 2008, Norderstedt
  Onlinequellen:

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3. www.energydialogue.org.ru (Stand: 22.11.2008)

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(Stand: 22.11.2008)

Abbildungsverzeichnis

 

Abbildung 1: www.ruvr.ru/main.php?lng=swe&q=2060&cid=59&p=
24.10.2008

Abbildung 2:         Eigene Erstellung

Abbildung 3: Fridrich Götz „Russlands Gas Chancen für Europa“, 2008, Norderstedt S.11

Abbildung 4: www.img.stern.de/.../23/552390/gasstreit_500_500.gif

Abbildung 5:  www.media.economist.com/images/20080126/CEU939.gif

Abbildung 6:        www.energydialogue.org.ru 12.11.2008

Abbildung 7:          www.img.stern.de/.../23/552390/gasstreit_500_500.gif


[1] Vgl. Fridrich Götz „Russlands Gas Chancen für Europa“, 2008, Norderstedt S.21

[2]Vgl.  www.de.rian.ru/world/20081107/118186450.html

[3] Vgl. www.gazprom.ru/article 18465.shtml

[4] Vgl. www.nord-stream.com/ru/

[5] Vgl. www.gazprom-germania.de/geschaeftsfelder/erdgasspeicher/erdgasspeicher-hinrichshagen.html

[6] Vgl. www.hallo-nachbar-online.de/content/10HalloNachbar/20Waren/753KW49_07/01Titel/s1war.pdf

[7] Vgl. www.gazprom.ru/articles/article20262.shtml

[8] Vgl. www.newsru.com/finance/11dec2006/shtokman.html

[9] Vgl. www.newsru.com/finance/11dec2006/shtokman.html

[10] Vgl. www.kommersant.ru/doc.aspx?DocsID=737659&ThemesID=216

[11] Vgl. http://www.gazprom.ru/article 18465.shtml 09.11.2008

[12] Vgl. http/www.e-news.ua/show/169917.html 09.11.2008

[13] Vgl. www.artevod.com/searchEmission.do;jsessionid
=EC3B9D2FC5A265E9F055A1F9B0808AAF?method=displayElements

[14] Vgl. Fridrich Götz „Russlands Gas Chancen für Europa“, 2008, Norderstedt S.15ff

[15] Vgl. www.rb.ru/inform/62497.html

[16]Vgl. www.artevod.com/searchEmission.do;jsessionid=
EC3B9D2FC5A265E9F055A1F9B0808AAF?method=displayElements

[17] Vgl. www.oboyrevatel.com/2006/1/3/76601.htm

[18] Vgl. www.russ.ru/Mirovaya-povestka/Uchit-sya-na-oshibkah

[19] Vgl. www.dw3d.de/dw/article/0,2144,3409797,00.html

[20] Vgl. www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3405154,00.html

[21] Vgl. www.ictsd.net/i/news/21222/

[22] Vgl. www.newsru.com/finance/27may2008/nordstream.html

[23] Vgl. www.dialogs.org.ua/issue_full.php?m_id=7677

[24] Vgl. www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/eon-hofft-auf-stockmann-gas;1147785;0

[25] Vgl. www.yabloko.ru/Persons/Sheynis/Russia_and_Europe.html

[26] Vgl. www.dialogs.org.ua/issue_full.php?m_id=7677

[27] Vgl. www.energydialogue.org.ru/?q=node/16

[28] Vgl. www.rusk.ru/st.php?idar=174769

[29] Vgl. www.newsru.com/finance/04jun2008/nordstream.html

[30] Vgl. www.govoritmoskva.ru/politic/080701183500.html

[31] Vgl. www.ngv.ru/article.aspx?articleID=25331

[32] Vgl. www.ngv.ru/article.aspx?articleID=25331

[33] Vgl. www.ngv.ru/article.aspx?articleID=25331











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