Text 6. Die Deutschen und die Luftfahrt

    In 40 Minuten Berlin – Düsseldorf. In sechs Stunden Hamburg – New York. In zwölf Stunden Frankfurt – Bangkok. Nonstop und meist mit groβem Komfort. Die moderne Luftfahrt hat das Gefühl für Zeit und Entfernung einschneidend verändert. Doch nicht nur das Verkehrstempo erhöht sich mit dem Ausbreiten der Fliegerei. Der Blick von oben erschlieβt dem Menschen einen völlig neuen Raum.

    Bis zur Katastrophe von Lakehurst im Mai 1937 sind die riesigen „silbernen Zigarren“ des Grafen Zeppelin das herausragende Symbol deutscher Luftfahrttechnik. Waghalsige Flugvorführungen mit modernen Ein- und Doppeldeckern begeistern Hunderttausende faszinierter Zuschauer. Namen wie Messerschmidt, Heinkel, Junkers und Dornier kennt jedes Kind. Hugo Junkers baute 1929 die zwölfmotorige Do X, Henry Focke konstruierte die „Condor“ – das erste Passagierflugzeug, das nonstop die Strecke Berlin – New York flog.

    Die Nazipropaganda machte sich die Flugbegeisterung der Deutschen zunutze. Effektvoll lässt sich Adolf Hitler zu Wahlkämpfen und Groβveranstaltungen einfliegen. Das Flugzeug stand im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg als „moderne Waffe“ im Dienst des Militärs.

    Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs kommt das vorläufige Aus für die deutsche Flugzeugindustrie. Erst 1955 kann die traditionsreiche Deutsche Lufthansa den Betrieb wieder aufnehmen, im Osten entsteht später die Interflug.

     Mit Beginn des Charterflugverkehrs Mitte der sechziger Jahre und durch den Einsatz von Groβraumjets wird Fliegen billiger. Die Zahl der Flugzeuge, Fluglinien und Passagiere steigt jährlich an. Heute sind Flugreisen längst Routine, vom Abenteuer vergangener Tage ist nicht mehr viel übrig. Nervenaufreibend ist eher das Warten beim Einchecken. Verspätungen und überbuchte Maschinen sind keine Ausnahmen.

 

Textaufgaben:

Gliedern Sie den Text in sinnvolle Teile. Erzählen Sie den Text nach.

 

9. Übersetzen Sie ins Deutsche:

    Я поехала в кассу Аэрофлота, чтобы купить билет на самолет. Я хотела взять место у окна. Для меня это первый полет. Я лечу в Москву. Мой самолет стоит недалеко от здания аэропорта. Вместе с другими пассажирами я поднимаюсь по трапу и занимаю место в первом салоне. Мы слышим рев мощных двигателей, и самолет выруливает на взлетную полосу. Самолет стремительно поднимается в воздух. При взлете, как и при посадке, необходимо пристегнуться ремнями, чтобы избежать травм. Стрелка высотомера показывает 2000 метров. Проходит несколько минут, и мы уже летим на высоте 9000 метров. «С какой скоростью летит наш самолет?» - спрашиваем мы у стюардессы. – «900 км в час», - отвечает она. Теперь мы летим над облаками. Все пассажиры хорошо чувствуют себя во время полета. Салон самолета хорошо оборудован. Каждый пассажир может регулировать положение кресла, освещение. Над каждым креслом имеется специальная кнопка. Внимательные стюардессы хорошо обслуживают пассажиров. Полет производит приятное впечатление.

 

 

Text 7. Mit dem Flugzeug: Flugangst

Ein gar nicht so seltenes, dafür aber gern verschwiegenes Problem ist die so genannte Flugangst. Nicht wenige Betroffene hatten zunächst keine Schwierigkeiten mit dem Fliegen und erlebten dann bei einem bestimmten Flug Ereignisse, die zur Flugangst führten. Dies kann z. B. eine unvorhergesehene Zwischenlandung, langes Kreisen in den Warteschleifen über dem Zielflughafen oder das Absacken des Flugzeugs in einem Luftloch sein. Bei vielen gehen andere Ängste wie Höhenangst oder Klaustrophobie (die Angst vor geschlossenen Räumen) in Flugangst über. Wieder andere haben Schwierigkeiten, weil Sie Kontrolle abgeben müssen und sich "ausgeliefert" fühlen. Bei vielen führen auch einschneidende Lebensereignisse (Heirat, Entbindung) zu einer Angst vor dem Fliegen. Nicht wenige haben auch vor dem Unbekannten, der Komplexität und Undurchschaubarkeit der Technik ein ungutes Gefühl. Sie können sich kaum vorstellen, dass eine tonnenschwere Maschine sich ohne Probleme gen Himmel erheben kann und bei Ausfall eines oder sogar beider Triebwerke nicht wie ein Stein vom Himmel fällt. Hinzu kommen auch noch die ganzen organisatorischen und technischen Abläufe vor und während eines Fluges. Als Beispiel sollen hier nur die angedeuteten Notfallübungen mit den Sauerstoffmasken dienen. Auch Geräusche und ungewohnten Körperempfindungen insbesondere bei Start und anschließendem Steigflug können Flugangst auslösen. Der Druck auf die Ohren und die Empfindung des eigenen Körpergewichtes, welches einen in den Sitz drückt, ist für viele höchst unangenehm. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese Empfindungen überraschend und unvorbereitet einsetzen. Häufig sind unerfahrene Passagiere betroffen. Viele Luftlinien bieten gegen Luftangst entsprechende Seminare an. In diesen Seminaren lernen Menschen mit Flugangst durch psychologisch und flugtechnisch geschultes Personal mit ihrer Angst umzugehen bzw. sie zu überwinden. Diese Seminare gehen meistens über 2 Tage und bestehen aus Gruppen von 8 bis 12 Teilnehmern. Abschluss eines solchen Seminars ist ein realer Flug in einem Passagierflugzeug.

Textaufgaben:

1. Gliedern Sie den Text in sinnvolle Teile.

2. Erklären Sie fett gedrückte Begriffe.

3. Was ist Flugangst?

4. Erleben Sie so was während des Fluges? Wenn ja, wie überwinden Sie dieses unangenehme Gefühl.

Unterthema 4: Seereise

Wortschatz zum Thema

die Hochseeflotte, -, -n – морской (океанский) флот                             die Binnenflotte, -, -n – речной флот die Binnenschifffahrt, -, -en – речное судоходство die Mole, -, -n – мол der (die) Pier, -s, -e (-, -s) – пристань (для морских судов), пирс                                       die Anlegebrücke, -, -n – пристань (для речных судов) die Anlegestelle, -, -n – причал                                 laden vt (in, auf A) – грузить   die Werft, -, -en – верфь                                                  die Reede, -, -n – рейд auf der Reede liegen – стоять на рейде das Hochseeschiff, -(e)s, -e – океанский корабль                              der Passagierdampfer, -s, -, –пассажирский пароход das Frachtschiff, -(e)s, -e – грузовое судно nautisch – навигационный, мореходный auf offener (hoher) See – в открытом море zur See – морем, по морю an der See – на берегу моря in See gehen (stechen) – уходить в море faule See – штиль eine schwere See – бурное море zu Wasser – по воде die Mast, -es, -e (-en) – мачта aufhalten – задерживать in die Brücke gehen – встать на мостик die Uferstraβe, -, -en – набережная das Achterdeck – ют, кормовая палуба die Leinen (Taue) lösen – отдать концы Kurs auf … nehmen – взять курс на … an Bord gehen – подняться на борт von Bord gehen – сойти с судна an Bord sein – находиться на борту stampfen vi – испытывать килевую качку schlingern vi – испытывать бортовую качку stranden– vi (s) –  сесть на мель der Bug, -(e)s, -e, – нос корабля das Heck, -(e)s, -e (-s), –  корма das Deck, -(e)s, -s (-e) – палуба auf dem Sonnendeck sein – находиться на прогулочной палубе die Reling – поручни die Offiziersmesse, -, -n, –  кают-компания  die Kajüte, -, -n; die Kabine, -, -n, –  каюта das Bullauge,-s, -n – иллюминатор die Einschiffung – посадка пассажиров на корабль die Ausschiffung – высадка пассажиров den Hafen anlaufen – заходить в гавань die Küste, -, -n, – берег auslaufen vi – выходить в море (einen Hafen) anlaufen –заходить в гавань der Kapitän,-s, - e – капитан die Einzelkabine– одноместная каюта die Zweibettkabine – двухместная каюта das Boot,-(e)s, -e – лодка das Motorboot– моторная лодка das Segelboot– парусная лодка das Fischerboot– рыбацкая лодка das Rettungsboot– спасательная шлюпка das Ruderboot –весельная лодка Die Schifffahrt, -, -n – судоходство, поездка на пароходе                                  die Seeschifffahrt, -, -n – морское судоходство der Seehafen, der Überseehafen, -s, Häfen – морской порт der Binnenhafen, -s, Häfen – речной порт                                                 die Landungsbrücke, -, -n – пристань (для речных судов) die Waren verladen – грузить товары                               das Schiff beladen – нагружать судно der Leuchtturm, der Signalturm, -(e)s, Türme - маяк           das Fahrgastschiff, -(e)s, -e – пассажирский корабль der Ausflugsdampfer, -s, -, – экскурсионный пароход                         das Kühlschiff, -(e)s, -e – рефрижераторное судно der Anker, -s, -, – якорь den Anker lichten – сняться с якоря den Anker werfen – бросить якорь vor Anker gehen, sich vor Anker legen – встать на якорь vor Anker liegen (treiben) – стоять на якоре ankern vi – становиться на якорь, бросать якорь, стоять на якоре der Schlepper, -s, -, – буксир der Stapellauf, -s, Stapelläufe – спуск судна на воду die Jungfernfahrt, -, -en – первый рейс нового судна die Wasserverdrängung – водоизмещение die Fahrtgeschwindigkeit von 19 Knoten – скорость в 19 узлов das Fallreep herunter(herab)lassen – спустить трап das Fallreep heraufziehen – поднять трап in die offene See (in das offene Meer) hinausfahren – выйти в открытое море in den (dem) Hafen einlaufen, einfahren – входить в гавань aus dem Hafen auslaufen – выходить из гавани starker Seegang, hoher Wellengang– сильное волнение на море die Besatzung, -, -en; die Schiffsmannschaft, -, -en – команда корабля der Steuermann, -(e)s, -Steuermänner, Steuerleute – штурман, рулевой der Funker, -s, -,– радист   der Lotze,-en, -en, – лоцман seekrank sein – страдать морской болезнью seefest sein – не быть подверженным морской болезни    eine Schleuse passieren – пройти шлюз der Schiffbruch, - (e)s, Schiffbrüche – кораблекрушение Schiffbruch erleiden – потерпеть кораблекрушение der Matrose,-n, -n, – матрос der Kai, -s, -e (-s) – набережная das Oberdeck –верхняя палуба das Unterdeck– нижняя палуба das Hauptdeck– главная палуба das Zwischendeck– жилая палуба das Prominadendeck – прогулочная палуба das Mitteldeck– средняя палуба die Fähre, -, -n – паром sich einschiffen = das Schiff besteigen– садиться на судно der Rettungsring, -(e)s, -e – спасательный круг  

Wortschatzaufgaben

1. Bilden Sie weitere Zusammensetzungen mit dem Bestimmungswort Schiff: die Schifffahrt, die Schiffsmannschaft, …

 

2. Erklären Sie die Bedeutung der fett gedruckten Wörter durch Beschreibungen:

    1. Welcher Teil des Meeres ist die Meerenge? 2. Was ist das Vorderschiff (das Vorderdeck)? 3. Über welche Menschen kann man sagen, dass sie seefest bzw. seekrank sind? 4. Welche Menschen werden scherzhaft Landratten genannt? 5. Welche ist die Funktion eines Kühlschiffes? 6. Welcher Raum des Schiffes heiβt Offiziersmesse? 7. Wo befindet sich auf dem Schiff die Kommandobrücke, wie ist deren Bestimmung?

3. Setzen Sie die passenden Präpositionen, den Artikel, wo es nötig ist, und die fehlenden Adjektivendungen ein.

    1. Ich hatte früher Angst, … Schiff zu fahren. 2. Was kostet eine Karte erster Klasse … Überseedampfer „Peter der Groβe“? 3. Der Kapitän steigt … Kommandobrücke. 4. …diesem Kurs laufen mehrere Schiffe. 5. … Hafen liegen Dampfer aus vielen Ländern… Anker. 6. Unvergessliche Tage verlebten alle Fahrgäste … See. 7. Die Passagiere … Deck und ihre Freunde … Kai winkten sich mit den Taschentüchern ein letztes Lebewohl zu. 8. Ein groβer Überseedampfer hat über 1000 Passagiere … Bord. 9. Ich glaube, ich bin … Seekrankheit unempfindlich. 10. Wir standen … Reling und schauten nach backbord. 11. Wie schön war die Zeit, die wir … Bord unseres Schiffs verlebt haben. 12. Dieses Fahrgastschiff verfügt … alle notwendigen nautischen Einrichtungen. 13. Wollen Sie … Deck bleiben, oder möchten Sie … Kabine gehen? 14. Nachmittags trägt der Dampfer die Urlauber hinaus … hoh- See.

 

Text 8.

    Der Urlaub auf dem Schiff wird immer mehr zu einer der beliebtesten Erholungsarten. Den Touristen stehen moderne, mit allem Komfort eingerichtete Urlauberschiffe zur Verfügung. Die beste Art der Seereise ist die Kreuzfahrt. Da sind sie ständig auf hoher See, und zugleich besichtigen sie Häfen und Städte und beteiligen sich an interessanten Ausflügen. Sie können an Deck ihres Schiffes in der Sonne liegen und an den besten Stranden baden, wenn das Schiff vor Anker liegt. So reisen sie im „schwimmenden Hotel“ von Stadt zu Stadt und von Land zu Land. An Bord finden sie alles, was sie wünschen: geschmackvoll eingerichtete Kabinen, elegante Gesellschaftsräume, Sonnen- und Sportdecks, eine Bibliothek, verschiedene Veranstaltungen und nicht zuletzt eine Verpflegung, die jedem Geschmack entspricht. Gut erholt und mit vielen neuen Eindrücken kehren sie nach Hause in die gewohnte Umgebung zurück. Allerdings ist eine Schiffsreise nur denen zu empfehlen, die seefest sind. 

Textaufgabe:

Ergänzen Sie diesen Text.

Text 9.

Schiffsreise

    Es war ein purer Zufall, dass wir nicht schon aus der Wohnung gegangen waren, als ein Anruf kam, derselbe vermutlich, den ich vor einer Stunde zwar gehört, aber nicht hatte abnehmen können, ein immerhin entscheidender Anruf: Mein Schiffsplatz nach Europa könne nur gebucht werden, wenn ich sofort, spätestens bis zweiundzwanzig Uhr, mit meinem Pass vorbeikomme. Hätte mich jener Anruf nicht mehr erreicht, das heiβt, meine Schiffsreise wäre nicht zu Stande gekommen, jedenfalls mit dem Schiff, das Sabeth benutzte, und wir waren einander nie auf der Welt begegnet, meine Tochter und ich …

    Eine Stunde später saβ ich in einer Bar, meine Schiffskarte in der Tasche, vergnügt, nachdem ich unser Schiff gesehen hatte. Meine erste Schifffahrt! Ich trank ein Bier und aβ einen Hamburger. Ich freute mich aufs Leben wie ein Jüngling, wie schon lange nicht mehr. Leider musste ich zurück, ich musste packen.

    9.30 Uhr musste ich an Bord sein. Ivy begleitete mich sogar aufs Schiff. Wir standen auf Deck. Ich dankte ihr, als es tutete und der Lautsprecher immer wieder die Begleiter aufforderte, das Schiff zu verlassen; ich küsste sie. Ivy wünschte mir eine glückliche Reise. Sie war die letzte, die über die Brücke an Land ging. Ich winkte. Ivy winkte auch.

    Es war kurz nach der Ausfahrt, als ich das Mädchen mit dem blonden Rossschwanz zum ersten Mal erblickte, man musste sich im Speisesaal versammeln, um anzustehen wegen Tischkarten. Es war mir eigentlich unwichtig, wer an meinem Tisch sitzt, immerhin hoffte ich auf Männertisch, gleichviel welcher Sprache. Aber von Wählen war keine Spur! Wir warteten, eine ganze Schlange von Passagieren – vor mir: ein junges Mädchen, ihr Gesicht konnte ich nicht sehen, nur ihren blonden Rossschwanz. Als der Steward einen Spaβ machte, zuckte sie nur die Achsel; ob erster oder zweiter Service, war ihr gleichgültig. Sie kam in den ersten; ich in den zweiten. Ich brachte meinen Koffer in die Kabine hinunter, wo ich zum ersten Mal meinen Mitschläfer sah, einen jungen und starken Mann. Er hatte, als ich in die Kabine trat, auf dem oberen Bett gesessen, gemäβ Ticket. Ich lieβ ihm das untere Bett. Es war uns beiden wohler, glaube ich, als er auf dem unterem saβ, um seine Siebensachen auszupacken.

    Später wieder auf Deck. Es gab nichts zu sehen, Wasser ringsum, ich stand und genoss es – statt dass ich mich um einen Decksessel kümmerte. Ich wusste das alles noch nicht.

    Wie man fünf Tage auf einem solchen Schiff verbringt, konnte ich mir nicht vorstellen, ich ging hin und her, Hände in den Hosentaschen. Ich wunderte mich, woher die andern Passagiere ihre Sessel hatten. Jeder Sessel mit Namen versehen. Als ich den Steward fragte, gab es keine Decksessel mehr. Sabeth (das Mädchen hieβ Sabeth) spielte Pingpong. Sie spielte mit einem jungen Herrn. Ich stand bei dem groβen Fenster des Promenadendecks und sah zu. Das Mädchen sah mich gar nicht. Ich ging weiter – auf Deck wurde es kalt, sogar nass und der Steward klappte die Sessel zusammen. Man hörte die Wellen viel lauter als zuvor.

     Es gongte zum Ersten Service. Der erste Nachmittag war überstanden.

    Was ändert es, dass ich meine Ahnungslosigkeit beweise. Ich war nicht verliebt in das Mädchen mit dem blonden Rossschwanz. Ich konnte nicht ahnen, dass sie meine eigene Tochter ist, ich wusste ja nicht einmal, dass ich Vater bin. Es war ein unwahrscheinlicher Zufall, dass wir überhaupt ins Gespräch kamen, meine Tochter und ich. Schon am Abend spielten wir Pingpong. Aber es fehlte mir die Übung. Und es langweilte sie alles, was ich sagte.

    Vor dem Schlafengehen machte ich jedes Mal, um Luft zu schnappen, eine Runde um sämtliche Decks. Allein. Traf ich sie im Dunkeln – zufällig – Arm in Arm mit ihrem Pingpong-Freund, so tat sie, als hätte sie mich nicht gesehen.

    Am anderen Morgen, als ich allein an der Reling stand, trat sie zu mir und fragte, wo denn mein Nachbar sei. Sie meinte, ich fühle mich einsam, und wollte nett sein, gabۥs nicht auf, bis sie mich zum Plaudern brachte – über Navigation, Radar, Elektrizität, Entropie, wovon sie noch nie gehört hat. Sie war alles andere als dumm. Sie gefiel mir, aber ich flirtete in keiner Weise.

    Ein wenig, glaube ich, möchte sie mich doch; jedenfalls nickte sie, wenn sie mich auf Deck sah. Sie lag in ihrem Decksessel und nahm sofort das Buch, aber winkte – „Hallo, Mister Faber!“

    Ich lieβ sie oft in Ruhe. Eigentlich hatte ich arbeiten sollen, aber ich konnte nicht arbeiten. So eine Schiffsreise ist ein komischer Zustand. Fünf Tage ohne Wagen! Ich wanderte halbe Tage lang.  Ich bin in zehn Jahren nicht so viel gegangen wie auf diesem Schiff! Ich hatte Zeit wie noch nie und kam nicht einmal dazu, die tägliche Bordzeitung zu lesen. Eines Morgens äuβerte Sabeth den Wunsch, einmal den Maschinenraum zu besichtigen und zwar mit mir. Sie wunderte sich, wieso ich keinen Decksessel habe, und bot mir sofort ihren Decksessel an. Seither saβ ich öfter in ihrem Sessel. Einmal war Sabeth seekrank. Zum Glück war ich dabei.

    Ich dachte in diesen Tagen wieder öfter an Hanna. Ich sagte mir, dass mich wahrscheinlich jedes Mädchen irgendwie an Hanna erinnern würde. Was heiβt schon Ähnlichkeit? Hanna war schwarz, Sabeth blond und ich fand es an den Haaren gezogen, die beiden zu vergleichen. Ich rechnete mir aus, wie alt jetzt Hanna wäre, ob sie schon weiβe Haare hätte. Zwanzig Jahre sind eine Zeit. Wieso vermuten, dass irgendein Mädchen eine Tochter von Hanna ist. Einmal filmte ich sie. Als sie es entdeckte, streckte sie die Zunge heraus; ich filmte sie mit der gestreckten Zunge, bis sie zornig, ohne Spaβ, mich fragte: „Mister Faber, Sie beobachten mich die ganze Zeit, ich mag das nicht! Was wollen Sie überhaupt von mir?“ Ich war ihr nicht sympathisch. Ich fand sie schön.

    Unsere Reise ging zu Ende. An diesem Abend standen wir allein auf Deck und ich fragte, ob sie mich denn heiraten würde. Sabeth errötete. Ob ich das ernst meine? Warum nicht? Mein Leben lag in ihrer Hand. Unser Schiff lag mindestens eine Stunde vor Anker. Als Sabeth mich fragte, ob ich es wirklich im Ernst meine, küsste ich sie auf die Stirn, dann auf ihre kalten und zitternden Augenlider, zu sagen gab es nichts, es war unmöglich.

    Anderntags Ankunft in Le Havre. Es regnete und ich stand auf dem Oberdeck, als das Mädchen mit dem blonden Rossschwanz über die Brücke ging, Gepäck in beiden Händen, weswegen sie nicht winken konnte. Sie sah mein Winken, glaube ich. Später beim Zoll, als ich meinen Koffer aufmachen musste, sah ich sie noch einmal, sie nickte auch und lächelte, dann verschwand sie im Gedränge – Unser Kind! Aber das konnte ich damals nicht wissen. Ich hatte sie gern. Nur so viel wusste ich.                   (Nach M. Frisch.)       

Textaufgaben:

Wählen Sie Wörter zum Thema „Schiffreise“. Erzählen Sie den Text nach. Erfinden Sie ihre eigene Situation und benutzen Sie dabei die gewählten Wörter aus dem Text.

4. Führen Sie Gespräche:

1) Zwischen einem Passagier und dem Kapitän am Anfang der Seefahrt.

2) Zwischen den Passagieren auf hoher See.

 


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