Text 3. Lernen mit Jesus

1.

Die Erzieher der anderen Lehranstalten bangen oft wegen Nachwuchsmangels um ihre Existenz, während die Privatschule sich vor Interessenten kaum retten kann. Es war eine Elterninitiative, dass man eine konfessionelle Schule einrichtet.

Während die Schülerzahlen zurückgehen und manche Schulen von Schließung bedroht sind, erfreuen sich Privatschulen immer größerer Beliebtheit. Besonders die katholische Kirche hat den Trend für sich entdeckt und unterstützt Eltern, die sich bewusst von öffentlichen Schulen abwenden. In den ostdeutschen Bundesländern entstanden in den letzten Jahren über 30 katholische Schulen, mehr als doppelt soviel wie auf Seiten der evangelischen Kirche.

2.

Wenn man eine Schule gründet, tut man das ja schließlich nicht für fünf oder zehn, sondern für zweihundert oder dreihundert Jahre. Es gibt auch keine Nachwuchssorgen. Trotz des zusätzlichen Schulgeldes, das die Eltern zu zahlen haben, gibt es gewöhnlich doppelt so viel Anmeldungen wie Plätze zur Verfügung stehen.

3.

Viele Lehrer sind aber noch nicht bereit, das Klima an den Schulen grundlegend in diese Richtung zu ändern. Vielleicht führt die Konkurrenz der Privatschulen dazu, dass Schule und Erziehung wieder mehr Bedeutung erhalten. Von einem größeren Trend zu Privatschulen kann man aber noch nicht sprechen. Doch überall, wo in den letzten Jahren solche Schulen eröffnet wurden, kann man sich vor Anmeldungen nicht retten.

4.

Während des Unterrichts macht jedes der Kinder etwas anderes, doch was auf den ersten Blick wie Chaos aussieht, ist pädagogisch gewollt. “Wir streben schließlich an, dass die Kinder zu selbständigem Spielen und Arbeiten erzogen werden”, sagt Carola Föschner, Lehrerin der St.-Mauritius-Grundschule in Lichtenberg. Mit normalem Frontalunterricht würde man den Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht werden, erklärt sie. “Kinder sind eben unterschiedlich, und das muss man auch im Unterricht berücksichtigen”.

5.

Die Privatschulen der katholischen Kirche erhalten für Personalkosten dreiviertel ihrer Mittel aus dem öffentlichen Haushalt. Sämtliche baulichen Maßnahmen, Renovierungen oder andere Sachmittel müssen dagegen vom elterlichen Schulgeld und Kirchensteuergeldern finanziert werden.

6.

Während staatliche Schulen um ihre Existenz bangen, werden katholische immer beliebter, obwohl katholische Privatschulen ein Schulgeld pro Kind und Monat in Grundschulen, in Haupt- und Realschulen sowie in Gymnasien erheben. In sozialen Härtefällen können aber Ermäßigungen beantragt werden.

7.

Etwa dreiviertel der Bevölkerung gehören keiner der Religionsgemeinschaften an. Selbst unter den Christen bilden die Katholiken eine fast verschwindende Minderheit. Vielleicht gerade deshalb entscheidet man sich, private katholische Schulen zu bauen. Es sind moderne Schulkomplexe mit Aula, Sportplatz und natürlich mit einer Kapelle.

8.

“Da werden ganz grundsätzliche Fragen über Glauben und Gott diskutiert”, erklärt die Schulleiterin. Doch mit Missionierung oder dem Versuch, die Kinder zum Christentum zu bekehren, habe das nichts zu tun, fügt sie gleich hinzu. Natürlich freue man sich, wenn einige der Kinder sich taufen ließen, aber darum gehe es nicht in erster Linie.

9.

Ostdeutsche Lehrer, kümmern sich im Gegensatz zu Westkollegen sehr viel intensiver um die Familien der Schüler. “Für uns ist die Familie jedoch etwas Geheiligtes”, erklärt man das andere Verständnis, “das ist die Sache der Eltern, da darf man sich nicht einmischen. “

10.

Nur etwa ein Fünftel der Schüler kommt aus katholischen Familien. Die Mehrheit der Schüler ist evangelisch oder überhaupt nicht getauft. Natürlich hätten katholische Familien einen Vorrang, räumt Frau Werfel ein, aber man sei prinzipiell eben für alle Interessenten offen. Viele der Schüler hätten bis zur Einschulung noch nie etwas von Jesus gehört. Für sie bietet die Schule einen Grundkurs Religion.

11.

Das führt wiederum dazu, dass Familien aus Westdeutschland, die in den letzten Jahren aus beruflichen Gründen in die neuen Bundesländer gezogen sind, verstärkt ihre Kinder auf solche Schulen schicken.

“Wir haben eine Weltanschauung, und die vermitteln wir auch, aber jeder kann sich völlig frei dafür oder dagegen entscheiden”. Doch die Eltern, die ihre Kinder auf katholische Schulen schicken, ob getauft oder nicht, müssen sich verpflichten, den Religionsunterricht grundsätzlich zu unterstützen. Und abwählen, wie an öffentlichen Schulen, kann man Religion nicht.

12.

Mit einem Schulfach Lebenskunde, Ethik, Religion (LER) könne man schließlich keine Werte vermitteln, erklärt Johann Schweizer, der zuständige Schulrat im Bischöflichen Ordinariat. Wie solle ein Zwölfjähriger sich da zurechtfinden, fragt er. Religion und ethische Werte, die damit zu tun haben, könne man eben nicht abstrakt vermitteln. Das sei nur dann möglich, wenn man selbst den Glauben persönlich vorlebt, den man den Schülern vermitteln wollte.

13.

Überhaupt gibt es bei vielen ganz merkwürdige Vorstellungen von katholischen Schulen. Privatschulen haben nichts mit Elite zu tun. Es geht einfach darum, das Kind in den Mittelpunkt zu stellen und jeweils die individuellen Fähigkeiten der Schüler zu fördern. Meist ist das aber durch den konventionellen Unterricht nicht möglich. Stattdessen bedient man sich an den meisten anderen katholischen Schulen der Montessori Pädagogik. Nicht das passive Lernen will man fördern, sondern die Neugier der Kinder.

14.

Alle solche Schulen müssen daher eine aktive Zugehörigkeit zum katholischen oder evangelischen Glauben nachweisen. Und das bedeutet in der Praxis, dass an den katholischen Schulen in Ostdeutschland die Mehrzahl der Lehrer aus dem Westen kommt. Im Osten gab's einfach zu wenige Lehrer mit christlichem Hintergrund, so dass die jetzt entstehenden Schulen hauptsächlich auf westdeutsche Pädagogen zurückgreifen müssen.

15.

Der Anteil nichtkatholischer Schüler darf in katholischen Privatschulen ca. 20 Prozent nicht überschreiten. Auch nichtgetaufte Schüler werden hier aufgenommen, falls die Eltern sich verpflichten, dem Religionsunterricht der Kinder zuzustimmen.

(gekürzt nach DEUTSCH)

Wortschatz

Erschließen Sie die Bedeutung dieser Ausdrücke Redewendungen:

auf eine Schule schicken -

die Zugehörigkeit zu etwas nachweisen -

sich taufen lassen -

individuelle Fähigkeiten der Schüler fördern -

wichtige Werte vermitteln -

den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden -

von Schließung bedroht sein –

um die Existenz bangen -

Aufgaben

1. Beantworten Sie die Fragen:

1) Wer wird in katholische Schulen aufgenommen? 2) Gibt es Einschränkungen? 3) Von wem werden die katholischen Schulen finanziert? 4) Warum erfreuen sich solche Privatschulen immer größerer Beliebtheit? 5) Warum müssen die Lehrer eine aktive Zugehörigkeit zum katholischen Glauben nachweisen? 6) Was fördert man in den katholischen Schulen? 7) Wie sind Vor – und Nachteile einer Katholischen Privatschule? 8) Können die katholischen Schulen von heute Probleme der modernen katholischen Kirche lösen?

2. Nehmen Sie Stellung zu Thema: Braucht man katholische Schulen in der modernen Gesellschaft?

3. Gibt es in Russland orthodoxe Schulen? Wodurch unterscheiden sie sich von den katholischen Schulen in Deutschland?

4. Erzählen Sie den Text nach: 1) in kurzer Zusammenfassung; 2) ausführlich; 3) im Namen der Eltern, deren Kinder in der katholischen Schule lernen; 4) im Namen des Direktors der Schule; 5) im Namen des Absolventen der Schule.

5. Übersetzten Sie ins Deutsche:

1) В то время как количество учащихся сокращается и многим школам грозит закрытие, частные школы в Германии пользуются все большей и большей популярностью. 2) Хотя верующим и отдается предпочтение, тем не менее, двери католической школы открыты для всех заинтересованных. 3) Если открывают школу, то рассчитывают а период в два или три года, а на двести-триста лет. 4) Мы стремимся прежде всего к тому, чтобы развивать у учащихся способность к самостоятельному мышлению. 5) Родители, отдающие своего ребенка в католическую школу, обещают поддерживать уроки религии. 6) Школа и воспитание приобретают все большее значение. 7) Речь не идет о том, чтобы обращать детей в католическую веру.

6. Was meinen Sie: wie muss eine Staatsschule sein, um beliebt und populär zu sein?

7. Stellen Sie einen Plan zusammen, wonach Sie zum Thema sprechen: “Schule und Religion: Berührungspunkte. Die Rolle der Religion bei der Erziehung von Kindern“.


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