Text 4. Konfession Nebensache?

nach Eduard Kopp

Katholisch und evangelisch zu sein: das bestimmte einmal das ganze Leben.

Die große EMNID-Umfrage des Sonntagsblatts "Was glauben die Deutschen?" beseitigte den letzten Zweifel daran, dass den Menschen der Sinn nach einer vereinigten Kirche steht. Genau zwei Drittel aller Westdeutschen wünschen den Zusammenschluss der evangelischen und der katholischen Kirche, 19 Prozent wollen den Fortbestand der Kirchenspaltung (im Osten sind es immerhin zehn Prozent mehr).
Katholiken und Protestanten erscheinen als immer ähnlicher. Wo vor einem halben Jahrhundert blanke Feindbilder herrschten, waltet üppiges Wohlwollen gegenüber den Schwesterkirchen.

Katholiken und Protestanten. Ähnlichkeiten und Unterschiede

Katholiken wachsen im Vergleich zu Protestanten in einer dichteren religiösen Atmosphäre auf. Katholiken haben eine deutlichere konfessionelle Identität, sind überzeugtere Katholiken, als Protestanten überzeugte Protestanten sind, fand der große Sozialforscher der katholischen Kirche Gerhard Schmidchen heraus. "Der zentrale Glauben der Katholiken ist der, dass die Welt eine moralische Ordnungsstruktur hat. Stärker als die Protestanten betonen die Katholiken den Gedanken an Bewährung und das Bestehen vor dem eigenen Gewissen." Die moralische Ordnung der Welt zu bewahren, das ist hohe Katholikenpflicht.

Im Gegensatz zu Katholiken fallen Protestanten durch einen "institutionsfernen Autonomiemythos" auf. Ohne die entlastenden Institutionen suchen sie nach Außenhalt. Zu reisen und die Welt zu erleben: das finden Protestanten wichtiger als Katholiken. Die Kehrseite ihrer aufgeklärten Unruhe ist ein zerbrechlicheres psychisches Gleichgewicht.

Katholiken sind demgegenüber weniger innovativ, ruhen aber mehr in sich. Dem evangelischen Hang zur Persönlichkeitsdesorganisation folgen Katholiken nur ungern. Das gravierendste Indiz: Die Selbstmordrate bei Protestanten steigt mit dem Alter steiler an als bei Katholiken.
Sozialforscher, Pädagogen, Historiker und Seelsorger machen eine bemerkenswerte Beobachtung: "Nicht die Einbindung in ein bestimmtes konfessionelles Milieu als solches ist heute wesentlich, sondern vielmehr die jeweilige Stärke der Einbindung in das religiös-kirchliche Milieu". Mit anderen Worten: Konfessionelle Unterschiede verlieren an Bedeutung, wichtiger wird die Kirchennähe oder -ferne, und die lässt sich auch am Kirchgang messen.

Im Übrigen treten die Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten immer mehr zurück. Das wird beim Thema Schwangerschaftsabbruch oder in der Übereinstimmung in der Einschätzung von Ehe, Familie und Sexualität deutlich.

Kirchliche Verankerung entscheidet

Mit zunehmender Entfernung von der Kirche nimmt die Bedeutung des Lebensbereichs Familie/Kinder ab, während Freizeit/Erholung nach vorn rücken. Kirchlich stärker Engagierte bewerten die Rücksicht auf das Gemeinwohl und die öffentliche Ordnung höher als kirchlich Distanzierte.

Nach eigenen Auskünften der beiden Kirchen besuchen fast fünf Millionen Katholiken, aber nur etwa 1,4 Millionen Protestanten den Gottesdienst an einem durchschnittlichen Sonntag. Das ist ein Verhältnis von drei zu eins.

Die kirchennahen Christen aber weisen über die Konfessionsgrenzen hinweg in ihrer Einschätzung des Schwangerschaftsabbruchs, im Engagement für sozialethische Ziele, in der Familie und im Beruf eine viel stärker ausgeprägte Neigung zur moralisch verantwortungsvollen Position auf.

(nach Deutsches allgemeines Sonntagsblatt)

Wortschatzerläuterung

EMNID ist eines der traditionsreichsten Institute in Deutschland, ein weltweit führender Anbieter für Markt - und Sozialforschung auf höchstem Qualitätsniveau - lokal, regional, national und international.

Wortschatz

das Wohlwollen - благосклонность, расположение, благожелательность, доброжелательность;

die Bewährung - проверка, подтверждение (на деле), доказательство (чего-л.);

das Milieu - (окружающая) среда, окружение;

gravierend — веский;

das Indiz - признак, примета, косвенное доказательство;

nach vorn rücken - двигать вперед, продвигать.

Aufgaben

1. Warum erscheinen Katholiken und Protestanten als immer ähnlicher?

2. Beantworten Sie folgende Fragen: 1) Was wünschen sich die deutschen Katholiken und Protestanten? 2) Welche Unterschiede gibt es zwischen Katholiken und Protestanten? 3) Warum steigt die Selbstmordrate bei Protestanten steiler als bei Katholiken? 4) Was ist für die kirchennahen Gläubigen charakteristisch?

3. Übersetzen Sie die kursiv gedruckten Abschnitte ins Russische.

4. Was ist für die kirchennahen Gläubigen in Russland charakteristisch? Wie unterscheiden sie sich von den Nichtgläubigen?

5. Wie meinen Sie: ist die Vereinigung der Kirchen in der ganzen Welt möglich? Begründen Sie Ihre Meinung.

6. Wie meinen Sie: Kann Glaube ohne Kirche existieren? Begründen Sie Ihre Meinung.

7. Seit Anfang des XXI. Jahrhunderts hat sich die Zahl der Gewalttaten in der ganzen Welt zugenommen. Alle wissen über die Terrorakte in den USA, die am 11. September 2001 in New-York stattfanden und unter anderem die Vernichtung des World-Trade-Centers hervorriefen. Solche Verbrechen wie Ereignisse im Moskauer Musical-Theater 2002, bei einem Rock-Festival in Moskau 2003 oder in Beslan 2004 sind grausam. Kriege und politische Konflikte werden für die Weltöffentlichkeit zunehmend in Termini religiöser und kultureller Differenzen formuliert. Sie verursachen die Tode vieler unschuldiger Menschen.

Können die Religionen dazu beitragen, dass die Terrorakte nicht mehr verübt werden? Können sie gegen die Gewalt auftreten?

8. Lesen Sie die kurze Information darüber und geben Sie Ihre eigene Einschätzung dieses Problems.

Seit 1996 hat der Interkulturelle Rat in Deutschland dazu aufgerufen, anlässlich des Tages der Deutschen Einheit Veranstaltungen mit interreligiösen Begegnungen durchzuführen. Die Aufrufe wurden von Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften unterstützt, die im Jahr 1997 eine Broschüre herausgaben, in der erste Erfahrungen mit dieser Initiative zusammengestellt sind (Interkultureller Rat: Religionen für ein Europa ohne Rassismus, Frankfurt am Main 1997).

Religionen betonen die Würde jedes Menschen

Religionen für ein Europa ohne Rassismus

(Auszug)

Die unterschiedlichsten Religionen haben zu diesen Fragen ähnliche Positionen: Sie sind gegen Gewalt. Menschen, die sich fremdenfeindlich oder gewalttätig verhalten, können sich nicht auf die Quellen der großen Religionen berufen. Religionen betonen die Würde jedes Menschen und wollen zu einem friedlichen Miteinander beitragen. Wo immer in der Welt Gewalttaten religiös legitimiert werden, wird dem Geist der großen Religionen widersprochen.

Dabei ist selbstkritisch zu sagen, dass es im Umfeld der Religionen Fanatismus bis hin zur Legitimierung von Gewalt gibt. Immer wieder erleben wir Versuche, Gewalt auch religiös zu begründen. Dazu stellen wir eindeutig fest: Fremdenfeindlichkeit und Gewalt wird von keiner unserer Religionen gerechtfertigt. Wer dies dennoch tut, der widerspricht ihren Intentionen.

Das Liebesgebot gehört in unterschiedlichen Ausprägungen zu den grundlegenden Gemeinsamkeiten der Religionen. Wo im anderen Menschen ein Ebenbild Gottes oder ein Stellvertreter Gottes auf Erden gesehen oder wo die Verbundenheit alles Lebendigen erkannt wird, da verbietet sich jede Gewalt gegen Menschen, da ist der Einsatz für die Würde des Menschen und für die Menschenrechte eine Konsequenz religiöser Ethik. Dieser Schutz gilt insbesondere auch für besonders betroffene Frauen und Kinder, Kranke, Behinderte und Flüchtlinge.

(Religionen für ein Europa ohne Rassismus, Frankfurt am Main 1997).

Aufgaben

1. Übersetzen Sie den Text Religionen für ein Europa ohne Rassismus ins Russische. Passen Sie auf den Stil des Textes auf.

2. Finden Sie Materialien in den russischen Quellen über den islamischen Terrorismus. Erzählen Sie darüber Ihren Studienkollegen.

3. Lesen Sie den Artikel aus der Zeitung “Komsomolskaja Prawda”. Erzählen Sie ihn nach und nehmen Sie Stellung zum Problem.

Не надо бояться мусульман
Страх - плохой союзник в борьбе цивилизаций

Сергей Юрьев

В "Комсомольской правде" 25, 26, 28 февраля под рубрикой "Испытано на себе" была опубликована серия материалов корреспондента газеты Риммы Ахмировой под заголовком "Как я совершала хадж". В них автор высказала в том числе и свою точку зрения на роль и место ислама в современном мире. Публикация вызвала большой читательский резонанс. Часть откликов мы напечатали 16 марта ("Почему мы боимся мусульман?"). Однако поток писем, в том числе и на наш интернет-сайт, после этого увеличился. Значит, тема затронула, что называется, за живое. Поэтому сегодня мы публикуем часть новых читательских откликов и комментарий нашего политического обозревателя, который несколько по-иному смотрит на проблемы, затронутые в заметках о хадже.

ЕСТЬ МНЕНИЕ

Гуманизм бессилен перед фанатизмом Разобщенный и напуганный христианский мир не в состоянии противостоять мусульмано-фундаменталистскому вызову "У терроризма нет национальности и религии". Этот постулат, несмотря на многочисленные кровавые события последних лет - от 11 сентября до 11 марта, остается весьма популярным, прежде всего, в кругах либеральной интеллигенции как в России, так и в Европе. Однако зададим либеральному политику, политологу простой вопрос: "Почему нет понятия "христианский терроризм", "иудейский", "буддистский", а вот термины "исламский терроризм", "исламская угроза" существуют?" Ответ на него в девяноста процентах из ста получим длинный и витиеватый. Суть его - нельзя навешивать на террористов религиозных ярлыков. Ислам - религия крайне мирная, добрая, осуждает убийства и т. п.
Но нельзя забывать, что тысячи людей, называющих себя мусульманами, радовались взрывам 11 сентября - это зафиксировали телерепортажи...
Прорыв в Испании Европа (в том числе и значительная часть российских политиков, ориентирующихся на Европу) находится в позиции испуганного страуса. Успокаивая себя тем, что угрозы фундаменталистского исламизма (имеющего арабские корни) не существует, что массы арабов-эмигрантов, заполонивших Францию, Германию и другие страны, можно ассимилировать, привить им европейские ценности, надо только их не раздражать и быть с ними милыми и добрыми. При этом отказываясь понимать очевидное: любая уступка воспринимается этими людьми как проявление слабости. А слабого надо добивать. Таков уж менталитет.
Мало кто из наблюдателей, оценивавших итоги совершенного в начале марта теракта в Мадриде, обратил внимание на подлинные его последствия. Исключение, пожалуй, - известный философ и публицист Андре Глюксманн (Andre Glucksmann). Его потрясли итоги состоявшихся вскоре после мадридской бойни выборов, в результате которых фаворит - правящая Народная партия Хосе Мариа Аснара - уступил власть социалистам, а те, в свою очередь, поставили вопрос о выводе испанских войск из Ирака. "Аль-Каида", по сути, продиктовала Испании, как голосовать. За три дня мнение народа было изменено. Не надо искать террористов. Они уже здесь, в Европе, рулят европейской политикой. А европейцам все нипочем. Стоило Израилю уничтожить лидера террористической организации шейха Ясина, как в Европе шум, скандал - как Израиль мог такое сделать? Это негуманно! И т. п. В первых рядах все те же - Франция, Германия, Бельгия, Люксембург. Чего уж удивляться, что в ответ на решение французского правительства о запрете на ношение в госучреждениях мусульманского платка хиджаба кабинету Ширака пригрозили терактами. Мы не желаем признать очевидного - тому, что мы понимаем как европейская, иудео-христианская цивилизация, брошены со стороны арабского исламского фундаментализма мощные политические, экономические, социальные, культурные вызовы. И внятного ответа у Запада пока нет. Не случайно президент США Буш в обращении к нации, говоря об угрозе фундаменталистского терроризма, признал: "Время работает не на нас".
Мир с позиции силы Во все времена столкновение цивилизаций оборачивалось большой кровью и большими жертвами. Прекраснодушные сторонники теории невраждебности арабо-исламского фундаментализма христианской цивилизации кивают порой на Россию: вот же, сколько веков прекрасно уживаются друг с другом православные русские и мусульмане - татары, башкиры... Однако вспомнить стоит, что этому миру предшествовали триста лет татаро-монгольской империи, эпоха борьбы хриcтианской Руси с нашествием и его последствиями, в процессе которой были пролиты реки крови. И только такой дорогой ценой

удалось заложить основы современного, по-своему уникального христианско-мусульманского российского общества. Сегодня, разумеется, человечество шагнуло далеко вперед. И в средневековых методах улаживания межцивилизационных отношений нужды нет. Но факт остается фактом - фундаменталистский терроризм понимает только язык силы. Попытки умиротворить его бесполезны. За этими попытками он видит только слабость и наносит удар.
Взглянем на статистику терактов в России. 1999 год. С подачи некоторых отечественных политиков проводится политика замирения с Чечней. Ответ - серия страшных терактов в Москве, Владикавказе, Волгодонске. 2001 - 2002 годы - проводится антитеррористическая операция. Количество терактов - минимально. Их было всего два. Погибли в общей сложности 9 человек. 2002 - 2003 годы - под давлением международных организаций начинаются попытки политического урегулирования в Чечне. Следствие - всплеск терактов - Дубровка, Тушино, Минводы, Ессентуки - 340 погибших. Цифры, как представляется, достаточно убедительно разбивающие позиции "голубей" - сторонников переговоров и уступок. Нельзя говорить о мире с теми, чей лозунг: "Да здравствует смерть!" Между тем сформировавшаяся было после 11 сентября антитеррористическая коалиция очень скоро стала давать трещины. В результате вместо блицкрига получилась позиционная война. С этой точки зрения создание франко-германо-российского союза в пику англо-американскому вторжению в Ирак было ошибкой. Хотя Россию можно понять. Все те же двойные стандарты
Когда в ООН решили осудить расстрел израильскими вертолетами одного из ведущих террористов шейха Ясина, США воздержались от голосования. Тем самым действия Израиля осудить не удалось. Кстати, молчаливую поддержку акту возмездия оказала, по сути, и Россия, которая объективно вместе с Израилем находится на переднем крае борьбы с фундаменталистским терроризмом. Но вот когда чуть раньше в Катаре взлетел на воздух другой международный террорист - Яндарбиев, официальные представители США едва ли не с радостью сообщили: это они указали катарским властям на "российский след". Такие вот партнеры. Мало того, трудно избавиться от впечатления, что практика двойных стандартов применяется не только к России как к государству, а, что гораздо серьезнее, вообще к православной цивилизации. Доказательство тому - последние события в Косово. В регионе прошли хорошо спланированные этнические чистки (это признали сами натовцы), погибли десятки православных, сожжены храмы. И никто за это наказания не понес. И не понесет. Сербов вытеснили из Косово. Уже навсегда. Миротворцы из НАТО умывают руки. Фундаменталистские террористы опять победили. Потому что снова точно вычислили, где у их противников слабое звено.

29 марта 2004 г.
(“Комсомольская правда”, 31.01.2004)

Im Artikel findet man viele Informationen über die Terrorakte in Russland und in anderen Ländern. Wissen Sie, um welche historischen Ereignisse es sich handelt?

Informieren Sie sich darüber und erzählen Sie, was Sie besonders beeindruckt hat.

* * *

Nachdem Sie die Texte dieser Lektion durchgenommen haben, müssen Sie fähig sein

über Religionen in Deutschland zu erzählen.

über die Religionen in Russland zu erzählen.

ausführlich über den modernen Stand der Religionen zu berichten.

die Rolle der Religionen in der modernen Welt zu zeigen.

über das Problem “Schule und Glaube” zu diskutieren.


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