Text 1. Berufsausbildung

Duales System

Die weitaus meisten Jugendlichen in Deutschland – rund 70 Prozent eines Altersjahrgangs – erlernen nach Beendigung der Schule einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf im so genannten dualen System, in dem die fachtheoretischen Ausbildungsinhalte in Berufsschulen vermittelt werden und die praktische Berufsausbildung durch unmittelbares Lernen am Arbeitsplatz oder in speziellen Ausbildungswerkstätten stattfindet. Diese Kombination von Theorie und Praxis garantiert die international anerkannte hohe Qualifikation der deutschen Handwerker und Facharbeiter.

Die Ausbildungsberufe im dualen System werden in enger Zusammenarbeit von Bund, Ländern und den Sozialpartnern festgelegt. Die Inhalte der Ausbildung orientieren sich an den Anforderungen des Arbeitsmarkts und sichern durch eine umfassende fachtheoretische Qualifizierung die berufliche Mobilität der Jugendlichen.

Je nach Beruf dauert die Ausbildung zwischen zwei und dreieinhalb Jahren. Der Ausbildungsbetrieb zahlt den Auszubildenden eine Vergütung. Finanziert wird das duale System von den Betrieben (Ausbildungsvergütung) und vom Staat (Kosten für die Berufsschule). Das duale System unterscheidet sich von der rein schulischen Ausbildung, wie sie in vielen Staaten für die berufliche Ausbildung üblich ist, durch zwei charakteristische Merkmale: Gelernt wird an drei bis vier Wochentagen im Betrieb und an ein bis zwei Tagen in der Berufsschule. Für die Ausbildung im Betrieb ist der Bund zuständig, für den schulischen Bereich das jeweilige Bundesland.

Die für Berufsausbildung im Betrieb geltenden Bedingungen und die dafür eingesetzten Maschinen und Einrichtungen entsprechen dem Stand der Technik. Die Ausbildung erfolgt in größeren Unternehmen in eigenen Lehrwerkstätten und am Arbeitsplatz. Die Auszubildenden in kleineren Betrieben werden direkt am Arbeitsplatz ausgebildet. Sind die Betriebe zu sehr spezialisiert, um alle notwendigen Kenntnisse vermitteln zu können, werden sie von überbetrieblichen Berufsbildungsstätten unterstützt. Außerdem können Ausbildungsabschnitte von anderen Betrieben übernommen werden.

Aufgabe des Berufsschulunterrichts ist es, die betriebliche Ausbildung fachtheoretisch zu fördern und zu ergänzen (Fachunterricht) und die Allgemeinbildung der Jugendlichen zu erweitern. Der Schwerpunkt der schulischen Ausbildung liegt mit rund zwei Dritteln beim Fachunterricht, etwa ein Drittel nimmt der allgemein bildende Unterricht ein. Im Jahr 2002 besuchten 1,8 Millionen Jugendliche diese Schulart. Die berufsbildende Schule wird auch von jenen Jugendlichen unter 18 Jahren besucht, die ohne Ausbildungsvertrag sind und noch der Teilzeitschulpflicht unterliegen.

Das duale System wird ständig weiterentwickelt, durch neue Ausbildungsberufe in neuen Beschäftigungsfeldern und die Modernisierung der Ausbildungsordnungen für bereits bestehende Berufe. In den letzten Jahren sind besonders im IT- und Medienbereich zahlreiche neue Ausbildungsberufe entstanden.

Unter den Ausbildungsberufen sind bei den männlichen Jugendlichen folgende Berufe besonders begehrt: Kraftfahrzeugmechaniker (jeder 13. Auszubildende ergreift ihn), Maler und Lackierer, Elektroinstallateur, Tischler und Kaufmann im Einzelhandel. Die Mädchen und jungen Frauen finden folgende Berufe besonders attraktiv: Bürokauffrau (jede 12. Auszubildende ergreift ihn), Kauffrau im Einzelhandel, Friseurin, Arzthelferin und Zahnarzthelferin.

Schulische Berufsausbildung

Neben dem dualen System von Ausbildung im Betrieb und Besuch in der Berufsschule bieten sich Jugendlichen nach Verlassen der allgemein bildenden Schule noch weitere Möglichkeiten, sich beruflich zu qualifizieren. Sie können zum Beispiel eine Berufsfachschule besuchen, die in der Regel als Vollzeitschule betrieben wird. Sie dient mit ihrem bis zu dreijährigen Unterricht der Berufsvorbereitung oder auch der Berufsausbildung. Für die Ausbildung in nichtakademischen Berufen wie etwa im Gesundheitsbereich (zum Beispiel zur Krankenschwester oder zum Krankenpfleger) bieten sich besondere Schulen an.

Berufliche Weiterbildung

Lernen ist heute nicht mehr mit der Berufsausbildung abgeschlossen. Unterschiedliche Träger bieten Weiterbildung an. Mehr als die Hälfte aller Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung werden von den Betrieben getragen und finanziert. Ergänzt und unterstützt wird die betriebliche Weiterbildung durch ein reichhaltiges Angebot über- und außerbetrieblicher Einrichtungen. Die Industrie- und Handelskammern sowie die Verbände und Bildungswerke der Wirtschaft bieten Möglichkeiten der beruflichen Fortbildung an und nehmen Prüfungen für anerkannte Abschlüsse ab. Eine weitergehende fachliche Qualifikation nach einer bereits erworbenen Berufsausbildung ermöglicht auch der Besuch von Fachschulen und -akademien.

Im Januar 2002 trat das neue Aufstiegsförderungsgesetz, das so genannte Meister-BAföG, in Kraft. Für Fachkräfte, die sich fortbilden wollen, gelten die gleichen Fördersätze wie für Studierende, die über das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) gefördert werden. Dafür stellen Bund und Länder jährlich zusätzlich finanzielle Mittel zur Verfügung. Zahlreiche Erwachsene nehmen an Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen teil.

(gekürzt, aus „Tatsachen über Deutschland“)

Wortschatzerläuterungen

Auszubildende, der/die – подлежащие обучению (allgemein angebrachte Abkürzung – Azubi, der/die);

Berufsschule, die – профессионально-техническое училище;

Lehrstelle, die – место в учебном заведении профессионального образования;

Lehre, die –процесс обучения профессии, учеба в профессионально-техническом училище;

Lehrling, der – учащийся профессионально-технического училища или учебной мастерской на производстве;

Ausbildungswerkstatt, die – учебная мастерская;

die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten – учебные межпроизводственные центры;

die berufliche Mobilität – профессиональная мобильность;

Medienbereich, der – средства массовой информации (СМИ);

dem Stand der Technik entsprechen – отвечать современным техническим требованиям;

Vergütung, die – оплата;

Elektroinstallateur/-in, der/die – электромонтер;

Facharbeiter/-in, der/die – специалист;

Handwerker/-in, der/die – ремесленник;

Kaufmann/-leute, der; Kauffrau/-en, die – специалист по коммерческой деятельности;

Kaufmann im Einzelhandel – продавец розничной торговли;

Bürokauffrau, die – служащая в офисе;

Kraftfahrzeugmechaniker/-in, der/die – автомеханик;

Lackierer/-in, der/die – лакировщик;

Tischler/-in, der/die – столяр;

Beachten Sie:

Alle Bezeichnungen für die meisten Männerberufe im deutschsprachigen Raum sollen auch ihre weiblichen Entsprechungen haben, denn die modernen Frauen können gleiche Berufe genau so gut ausüben wie die Männer.

Aufgaben

1. Beantworten Sie die Fragen:

- Warum nennt man die deutsche Berufsausbildung „das duale System“?

- Wie lange dauert die Berufsausbildung?

- Von wem wird das duale System finanziert?

- Worin besteht die Aufgabe des Berufsunterrichts?

- Welche Berufe sind besonders begehrt?

2. Charakterisieren Sie die Berufsausbildung in Deutschland.

3. Was halten Sie davon, dass manche Eltern die Berufswahl ihrer erwachsenen Kinder stark beeinflussen? Begründen Sie Ihre Meinung.

4. Übersetzen Sie ins Deutsche:

Подавляющее большинство молодых людей в Германии в рамках так называемой дуальной системы обучаются после окончания школы одной из профессий, признанных государством.

Сочетание теории и практики обеспечивает высокую квалификацию немецких специалистов, получившую признание во всем мире.

Учебные профессии в рамках дуальной системы утверждаются в тесном сотрудничестве между федерацией, землями и социальными партнерами.

Сама профессиональная подготовка ориентируется на требования рынка труда и формирует у молодежи профессиональную мобильность.

Дуальная система финансируется предприятиями и государством. 3–4 дня в неделю обучение проходит на предприятии и 1–2 дня – в профессиональной школе.

Среди юношей наиболее популярны следующие профессии: автомеханик, маляр, лакировщик, электромонтер, столяр, продавец.

Девушки предпочитают такие профессии, как конторская служащая, продавщица, парикмахерша или медсестра.

5. Erzählen Sie ausführlich über die Berufsausbildung in Deutschland. Vergleichen Sie das deutsche Berufsausbildungssystem mit dem russischen. Diskutieren Sie zum Thema: Welche Berufe sind zurzeit besonders populär?

6. Lesen Sie den Zeitungsartikel. Erzählen Sie dann über den Stand der modernen Berufsausbildung in Deutschland und erfüllen Sie anschließend die Aufgaben zum Text.


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