Untersuchungsergebnisse

Radiocäsium-Gehalte in Wildpilzen

Die Untersuchungsergebnisse für die Pilzproben aus dem Jahr 2017 lagen in den Messbereichen der vergangenen Jahre. Einige heimische Pilzsorten wiesen im Durchschnitt höhere Cäsium-137-Gehalte auf. Hierbei war insbesondere der Maronenröhrling zu nennen. Pfifferlinge und Steinpilze aus bayerischen Wäldern waren gegenüber dem Maronenröhrling generell niedriger belastet. Pilzimporte aus EU-Drittländern werden während der Pilzsaison stichprobenartig durch das LGLüberprüft, um kontaminierte Ware von der Einfuhr und somit aus dem Handel auszuschließen. Im Berichtsjahr 2017 wurden 15 Importproben auf deren Cäsium-137-Gehalt untersucht, dabei wurde bei keiner Importprobe eine Grenzwertüberschreitung von 600 Bq/kg Radiocäsium festgestellt.

Tabelle 1: Cäsium-137-Gehalte von Wildpilzen

Bezeichnung

Probenzahlen

Cäsium-137-Gehalt in Bq/kg

 
Import Inland Minimum Maximum MW  
Wildpilze 15 113 - - -  
Maronenröhrlinge - 33 11 427 147  
Pfifferlinge 6 9 1 337 60  
Steinpilze 6 10 < 1 426 77  
andere Wildpilze 3 61 < 1 844 60  

Radiocäsium-Gehalte in Wildschweinfleisch

Die Untersuchungen im Jahr 2017 bestätigten die niedrigen Cäsium-137-Gehalte in Wildschweinfleisch aus dem bayerischen Einzel- bzw. Großhandel der vergangenen Berichtsjahre mit einem Cäsium-137-Mittelwert bezogen auf die 191 Handelsproben von 35 Bq/kg. Dabei wiesen 61 % der Wildschweinproben aus dem Handel einen Cäsium-137-Gehalt von unter 10 Bq/kg auf, 30 % der Handelsproben lagen unter 100 Bq/kg. Lediglich zwei Handelsproben überschritten 2017 den EU-Grenzwert von 600 Bq/kg. Die 18 Wildschweinproben aus dem Ausland fielen durch äußerst niedrige Cäsium-137-Gehalte auf.

Tabelle 2: Übersicht über die Cäsium-137-Belastung von Wildschweinfleisch aus dem Handel 2017

Bezeichnung

Probenzahlen

Cäsium-137-Gehalt in Bq/kg

 
Ausland Inland Minimum Maximum MW  
Wildschwein (Handel) 18 173 < 1 803 35  

Fazit

Aufgrund der Halbwertszeit des Cäsium-137 von ca. 30 Jahren und des speziellen chemischen Verhaltens von Cäsium im Waldboden, nimmt die Cäsiumbelastung im Boden und demzufolge bei heimischen Wildpilzen oder im Wildschweinfleisch, nur sehr langsam ab. Somit ist auch in den nächsten Jahren bei Wildpilzen mit einer Cäsiumbelastung in vergleichbarer Höhe wie in den vergangenen Jahren zu rechnen. Ein akutes Gesundheitsrisiko kann beim Verzehr von Wildpilzen oder von Wildschweinfleisch auch oberhalb des Grenzwertes von 600 Bq/kg ausgeschlossen werden. Eine Portion Wildpilze von 0,5 kg oder eine entsprechende Portion Wildschweinfleisch mit einer Radiocäsiumbelastung von 600 Bq/kg hat an der durchschnittlichen jährlichen natürlichen Strahlenbelastung eines Verbrauchers in Deutschland gerade mal einen 0,19 %igen Anteil.

Pilzimportproben, die aus EU-Drittländern stammen und für den deutschen Einzel- bzw. Großhandel bestimmt sind, wiesen auch 2017, wie bereits in den vergangenen Jahren, nur Cäsium-137-Gehalte deutlich unter dem EU-Grenzwert von 600 Bq/kg auf.

Generell weisen auch die aus dem Handel stammenden Wildschweinproben im Durchschnitt nur geringe Cäsium-137-Belastungen auf. Dies belegt auch die Wirksamkeit der Eigenkontrollen der Jäger, die mit Hilfe der Qualifizierten Wildbretmessstellen ein wirksames Instrument zur Eigenkontrolle zur Verfügung haben und somit gewährleisten können, dass nur Fleisch mit einer möglichst geringen Cäsium-137-Belastung in den Handel gebracht wird. Hinsichtlich der Tatsache, dass Wildschweinfleisch in einzelnen Fällen bis heute auch noch stark erhöhte Cäsium 137-Gehalte aufweisen kann, ist es im Interesse des Verbraucherschutzes, auch in den nächsten Jahren, eine bayernweite Überwachung von Wildschweinfleisch aus dem Einzel- bzw. Großhandel aufrechtzuerhalten. Auch im Fall der Wildpilze gibt die Fortführung der Messungen insbesondere Aufschluss über die grundsätzliche Entwicklung der Cäsiumbelastung in bayerischen Waldpilzen.

 

 

Radioaktivitätsuntersuchung von Wildpilzen und Wildschweinfleisch – Untersuchungsergebnisse 2018

 

 

Hintergrund

In der Bundesrepublik Deutschland wurden nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl im Jahr 1986 zum Schutz der Bevölkerung bundesweite Messprogramme zur Überprüfung der Aktivitätsgehalte von künstlichen Radionukliden in der Umwelt und in Lebensmitteln eingeführt. Die Umsetzung der bundesweiten Messprogramme für Umwelt- und Lebensmittelproben nach § 3 Strahlenschutzvorsorgesetz (StrVG) ist in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Integrierten Mess- und Informationssystem zur Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt (AVV-IMIS) geregelt. In Bayern werden im Rahmen der bayerischen Messprogramme jährlich über 800 Lebensmittelproben des gesamten Lebensmittelspektrums auf künstliche Radionuklide untersucht. Zusätzlich zu den Messprogrammen des Bundes untersucht das LfU im Auftrag des LGL innerhalb eines Jahres bis zu 400 Wildfleisch- und Wildpilzproben auf Radiocäsium. Der Aufgabenbereich des LGL umfasst neben der Erstellung der Probenpläne auch die Bewertung der Ergebnisse. Für die Messungen der Proben ist das LfU verantwortlich. Wie in den Jahren zuvor wiesen auch 2018 die untersuchten Lebensmittel aus dem Handel und von den Erzeugern nur äußerst niedrige Radiocäsiumgehalte (Summe aus Cäsium 134 und Cäsium 137) auf. Nennenswerte Radiocäsiumgehalte sind derzeitig nur noch bei bayerischem Wildfleisch und Wildpilzen festzustellen.

Radioaktivität in Wildpilzen

2018 untersuchte das LfU im Auftrag des LGL 135 Wildpilzproben. Davon stammten 98 ausschließlich aus bayerischen Wäldern. Die untersuchten Steinpilze und Pfifferlinge wiesen im Jahr 2018 keine Grenzwertüberschreitungen auf. Bei den Maronenröhrlingen überschritten zwei Proben den EU-Radiocäsiumgrenzwert von 600 Bq/kg. Bei den sonstigen Pilzproben lagen zwei Proben Weißer Rasling über dem Grenzwert. Der Großteil im deutschen Einzel- bzw. Großhandel erhältlichen Pilze sind entweder Zuchtpilze, die keine Radiocäsiumbelastung aufweisen, oder Wildpilze aus EU-Drittländern. Wildpilze aus Drittländern unterliegen der Überwachung durch die bayerischen Zollbehörden, die mit den zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden zusammenarbeiten, um kontaminierte Ware von der Einfuhr in die Europäische Gemeinschaft auszuschließen. Im Jahr 2018 stellte das LGL bei keiner der 37 Proben importierter Wildpilze Radiocäsiumgehalte über dem Grenzwert von 600 Bq/kg fest.

Radioaktivität in Wildschweinfleisch

Wildschweinfleisch kann bis heute erhöhte Radiocäsiumbelastungen aufweisen. Die Anreicherung des Radiocäsiums im Muskelfleisch der Tiere wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Grundsätzlich nehmen die Tiere das Radiocäsium über die Nahrung auf und reichern es im Muskelfleisch an. Somit kann die Radiocäsiumbelastung bei Wildschweinen aufgrund der regional stark unterschiedlichen Bodenbelastung und des verfügbaren Nahrungsmittelangebots wie zum Beispiel Pilze und Hirschtrüffel sehr unterschiedlich ausfallen. Damit Wildschweinfleisch mit Radiocäsiumgehalten über dem Grenzwert von 600 Bq/kg nicht in den Handel gelangt, überwacht das LGL stichprobenartig Wildschweinfleisch aus dem Groß- bzw. Einzelhandel, Gaststätten und Metzgereien. Von den 127 im Jahr 2018 untersuchten Wildschweinproben aus dem Handel wiesen 65 % der Wildschweinproben eine Aktivität von unter 10 Bq/kg Radiocäsium auf. 23 % der Handelsproben blieben unter einem Radiocäsiumgehalt von 100 Bq/kg. Im Jahr 2018 stellte das LGL bei zwei Wildschweinproben aus dem Handel eine Überschreitung des EU-Grenzwertes fest. Die Proben stammten jeweils von einem regionalen Wilddirektvermarkter. Eine gesundheitliche Gefährdung hat das LGL in beiden Fällen ausgeschlossen. Die Wildschweinprobe mit dem höchsten Radiocäsiumgehalt von 3.495 Bq/kg stammte nicht aus dem Handel, sondern direkt von einem Jäger. Mithilfe des bayernweiten Messstellennetzwerkes führt die bayerische Jägerschaft Eigenkontrollen durch um sicherzustellen, dass kein Wildscheinfleisch mit einer Radiocäsiumbelastung über dem Grenzwert in den Handel gelangt. Die Untersuchungsergebnisse 2018 von Wildschweinfleisch aus dem bayerischen Handel bestätigen die niedrigen Radiocäsiumgehalte der vergangenen Jahre. Außerdem belegen die Messdaten die Wirksamkeit der Eigenkontrollen durch die Messstellen der bayerischen Jäger. Weitere Informationen zu diesem Thema sowie die Einzelergebnisse der im Rahmen der Überwachung der Umweltradioaktivität durchgeführten Messungen sind auf den Internetseiten des LfU und des LGL veröffentlicht.

Tabelle: Untersuchte Radioaktivitätsproben 2018

Bezeichnung

Probenzahlen

Radiocäsiumgehalt in Bq/kg

bzw. Bq/L

 
Ausland Inland Min. Max MW  
Sammelmilch   214 <1 <1 <1  
Rindfleisch 2 87 <1 4 <1  
Kalbfleisch 2 6 <1 <1 <1  
Schweinefleisch 1 44 <1 <1 <1  
Geflügelfleisch 3 22 <1 <1 <1  
Getreide   80 <1 <1 <1  
Kartoffeln 2 33 <1 <1 <1  
Gemüse 13 127 <1 <1 <1  
Beeren- und Kernobst 8 35 <1 <1 <1  
Fische 5 1 <1 2 <1  
Säuglingsnahrung   20 <1 <1 <1  
Trink/-Rohwasser   30 <1 <1 <1  
Gesamtnahrung   73 <1 <1 <1  
Wildbret gesamt            
Reh   8 <1 474 113  
Wildschwein (gesamt) 13 238 <1 3495 390  
Wildschwein (Handel) 13 114 <1 783 46  
Wildpilze gesamt            
Maronenröhrlinge   41 8 1112 218  
Pfifferlinge 15 2 <1 407 118  
Steinpilze 18 17 <1 571 85  
andere Wildpilze 4 38 <1 5088 273  

 


Schlussfolgerung

 

 

Basierend auf den vorgestellten Studien können folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:

1) Bayerische Lebensmittel weisen heute mit wenigen Ausnahmen wieder die niedrigen Radiocäsiumgehalte auf wie vor der Katastrophe von Tschernobyl. Milch, Milcherzeugnisse sowie landwirtschaftlich erzeugte Lebensmittel tierischer und pflanzlicher Herkunft aus Bayern enthalten weniger als 1 Bq/L beziehungsweise Bq/kg Radiocäsium.

2) Der Gehalt an natürlicher Radioaktivität, der überwiegend von Kalium 40 herrührt, beträgt seit jeher ca. 40 bis 60 Bq/L in Milch, in Gemüse zwischen 30 und 150 Bq/kg und in Fleisch etwa 50 bis 150 Bq/kg.

3) Es gibt nur noch wenige Lebensmittel aus Bayern, die heute immer noch mit Radiocäsium belastet sein können: Wildpilze, Wildbret sowie in deutlich geringerem Umfang einzelne Wildbeeren- und Waldhonigproben. Welche Rolle die Radiumcäsiumbelastung in diesen Lebensmittelgruppen noch spielt, kann in den jeweiligen Internetbeiträgen nachgelesen werden.


 



Понравилась статья? Добавь ее в закладку (CTRL+D) и не забудь поделиться с друзьями:  



double arrow
Сейчас читают про: