Text 3. Gattungen der Malerei

Eine der ältesten Kunstgattungen ist die Malerei. In der Eiszeit vor etwa 30 000 Jahren erreichte die Kunst der Höhlenmalerei ihre höchste Blüte. In Nordspanien, Frankreich; Deutschland und anderen Ländern kann man auch jetzt an den Höhlenwänden in großen Mengen Felsbilder sehen. Die ägyptischen Mumienbildnisse stehen am Beginn der Tafelmalerei. Eine nächste Stufe der Tafelmalerei stellen die Ikonen dar. Die Landschaftsmalerei gab es schon in der Spätantike.

 Die Malerei erfasst die Erscheinungen der realen Welt vielseitiger und vollständiger als anders Gattungen der bildenden Kunst. Stärker als Plastik gibt sie den mimischen Ausdruck der Menschen wieder, spiegelt ihre seelischen Erlebnisse und ihre gesellschaftlichen Beziehungen wider. Sie kann  am vollkommensten die atmosphärischen Stimmungswerte der Natur ausdrücken.

Je nach der technischen Ausführung unterscheidet man die Tafel- oder Staffeleimalerei, Wandmalerei, Glasmalerei,.Buchmalerei, Miniaturmalerei, Mosaik.

Staffeleigemälde sind transportabel; sie wurden meist auf Holz oder Leinwand ausgeführt. Im Frühmittelalter verwendeten die Künstler dieselbe Maltechnik wie in der Buchmalerei.

Zur Herstellung von Wandgemälden verwendete man anfänglich meist das Mosaik. Seit dem 14. Jahrhundert kam in Italien die Arbeit auf nassem (Freskomalerei) oder trockenem Kalkputz meist mit Hilfe der Wasserfarben auf. In der antiken Wandmalerei verwendete man Enkaustik (Wachsfarben).

Das Mosaik oder die musivische Arbeit ist nicht nur Wand- und Gewölbeschmuck, das Mosaik kann auch den Fußboden schmücken. Also wie das Fresko auch das Mosaik gehören zur monumentalen Malerei.

Nach der Maltechnik teilt man die Malerei in Aquarell, Enkaustik, Fresko, Guasch, Öl, Pastell, Tempera ein.

Im späten Mittelalter genügte die Maltechnik der Temperamalerei den neuen Bedürfnissen der künstlerischen Darstellung nicht mehr. Die Maler suchten nach besseren technischen Mitteln. Seit dem 18. Jahrhundert verwendete man schon die Ölfarben.

Die Glasmalerei ist die Herstellung farbiger Gemälde auf Glasfenstern (besonders Kirchenfenstern).

Die Miniaturmalerei ist die Malerei in kleinem Format, besondere die Porträtmalerei.

Nach dem Darstellungsinhalt unterscheidet man in erster Linie die religiöse oder sakrale Malerei (Andachtsmalerei) und profane Malerei. Zur profanen Malerei gehören folgende Malarten: die Bildnis- oder (Porträt-), Genre-, Historien-, Landschafts-, Stilllebenmalerei-und Tiermalerei. Die Historienmalerei schildert geschichtstreue oder mythologische Stoffe. In der Renaissance wurde das Historienbild zu einer selbständigen Aufgabe und im 19. Jh. mit fast wissenschaftlicher historischer Treue ausgeführt.

Die Landschaftsmalerei als selbständige Gattung gab es in der
Spätantike, im Mittelalter diente sie nur als Hintergrund heiliger Geschehnisse, und erst im 16. Jh. wird sie wieder selbständig. Der deutsche Maler A. Dürer (1471 - 1528) gibt in seinen Landschafts-Aquarellstudien zum ersten Mal Landschaften ohne Figuren.    .

Die Stilllebenmalerei stellt tote oder bewegungslose Dinge dar, z.B. Geräte, Essen, Früchte, Wildbret und andere unbelebte Gegenstände.

Die Genremalerei (von fa. genre - Gattung) oder Sittenbildmalerei schildert Szenen aus dem alltäglichen Leben. Das Genrebild stand im 17. Jh. besonders bei den Niederländern (so wie auch das Stillleben) in Blüte.

Dementsprechend unterscheidet man folgende Bildgattungen: die
Ikone (das Andachtsbild, das Altarbild), das Porträt oder das Bildnis, darunter das Einzelporträt (das Einzelbildnis), das Ganzporträt, die Kopfstudie, das Brustbild, das Kniestück, das Doppelbildnis oder Allianzbildnis, die Porträtgruppe (das Gruppenbildnis) und auch das Selbstbildnis; das Historiengemälde (das Historienbild), darunter das Schlachtenbild oder die Kriegsszene; die Landschaft, darunter z. B. das Seegemälde oder die Marine, das Waldstück, die Stadtlandschaft; das Stillleben, darunter das Blumenstillleben (das Blumenstück), das Frühstücksstillleben,  das Jagdstück, Küchenstück und Fruchtstück; das Genrebild oder Sittenbild, darunter z. B. die Straßenszene, das Volksstück; der Akt; das Tierstück.

  Man unterscheidet verschiedene Spezialisierungen der Maler selbst (z. B. Porträtmaler, Genremaler, Landschaftsmaler, Marinist, Tiermaler usw.).

 

Textaufgaben:

Finden Sie Definition von folgenden Begriffen aus dem Text:

Höhlenmalerei, sakrale Malerei, Stillleben.

Beantworten Sie Fragen zum Text.

1. Wie war der Anfang von der Tafelmalerei?

2. Was kann die Malerei ausdrücken?

3. Nennen Sie Malereigattungen der technischen Ausführung nach.

4. Wie sind moderne Maltechniken?  

5. Nennen Sie verschiedene Bildgattungen.

6. Nennen Sie Spezialisierungen des Malers.

 

1. Lesen Sie den Dialog. Besprechen Sie das im Gespräch erwähnte Bild.

Die Kunst des Sehens

A.: Sie tun mir wirklich leid. Schon nach einem flüchtigen Blick auf Repins,,Unerwartet" meinten Sie, dass das Bild nicht schön ist.

B. Ja, nicht schön und langweilig...

A.: Nicht schön? Aber sehen Sie denn nicht, wie ausdrucksvoll die Komposition dieses Gemäldes ist, dass es ein eigenes/ ganz besonders Kolorit hat, dass…

B.: Nun das ist schon Fachsimpelei. Mich interessiert das nicht. Ich sehe auch so, ob ein Bild schön oder nicht schön ist.

A.: Und was verstehen Sie unter,,schön"?

B.: Na, verschiedenes... Das kann man doch nicht so ohne weiteres erklären.

A.: Doch, man kann es sehr wohl. Wenn Sie einige Minuten haben, könnten wir uns das Bild zusammen ansehen. Was, meinen Sie, ist hier dargestellt?

B.: Jemand ist zurückgekehrt... zu seinen Nächsten. Das hier ist wohl seine Mutter, und diese da seine Frau...

A.: Einen Augenblick mal! Warum seine Mutter?

B.: Schwer zu sagen…

A.: Schauen Sie sich ihr blasses Gesicht und ihre sehnsuchtsvolle Geste genauer an, und Sie werden es begreifen. Der bejahrten Frau steht der Heimkehrer sehr nahe, sie liebt ihn über alles in der Welt? Stimmt's?

B.: Ja.

A.: Wir sehen aber nur ihre Silhouette. Wie ausdrucksvoll müssen also die Linien sein, dass sie so zarte, so komplizierte Gefühle wiedergeben.

B.: Tja, Sie haben wohl recht. Der Mann mag wirklich ihr Sohn sein... Er ist wohllange fortgewesen, und  man hatte schon alle Hoffnung aufgegeben... Da kehrte er plötzlich zurück... Habe ich nicht Recht?

A.: Ja!!! Übrigens: warum gleitet unser Blick gleich von der Mutter zum Sohn?

B.: Nun... ich glaube... sie sieht doch ihn an. Und außerdem steht er genau in der Mitte des Bildes.

A.: Das ist es eben, was man die Kunst der Komposition nennt. Grob gesagt ist das die Gabe, den Betrachter auf das Wichtigste im Bilde aufmerksam zu machen, aber so, dass die Einheitlichkeit des Kunstwerkes darunter nicht leidet, dass der Betrachter nicht nur das Betonte, sondern das ganze Bild sieht.

B.; Ja, meinetwegen... Aber wer ist dieser Mann?

A.: Schauen Sie sich das Bild genauer an. Sehen Sie die Bildnisse von Nekrassow und Schewtschenko an der Wand? Und die Tischdecke? Sie ist aus kostbarem Stoff, aber doppelt gefaltet. Sie war wohl einst für einen großen Tisch bestimmt, der für viele Gäste gedeckt wurde... Aber die Zeiten haben sich geändert, das zeigen auch die Möbelstücke im Zimmer, die nicht zueinander passen... Und das Gesicht des Helden? Die tief eingefallenen Augen und das schüchterne, kaum merkliche Lächeln in seinen Mundwinkeln stellen gleichsam die quälende Frage, ob seine Nächsten ihn aufnehmen wollen, ob sie nicht Angst haben? Hat er doch viel Leid und viele Entbehrungen über sie gebracht. Übrigens hat Repin das Gesicht dieses Mannes mehrmals umgearbeitet. Anfangs war es jung, entschlossen und kühn. Dann aber, in der letzten Nacht vor der Ausstellung in der Tretjakow-Galerie, malte er es wieder um. Warum wohl?

B.: Ja, das ist wirklich interessant. Das ist sicher ein revolutionärer Demokrat, den die zaristische Ochranka verbannt hatte, und nun kehrt er zurück... Ich habe gleich gespürt, dass die Situation gespannt ist, wusste aber nicht, um was es hier geht.

A.: Warum spüren Sie aber gleich die Spannung im Bild?

B.: Liegt das auch an der Komposition?                                                                                                                                                                                                                 

A.: Nein, nicht nur. Ist Ihnen nicht das Kolorit, die Wahl der Farben aufgefallen? Sehen Sie, durch das Fenster strahlt ein heller Frühlingstag ins Zimmer herein, die Wände sind in silbernen, hellen Tonen gehalten, die Tür im Hintergrund ist geöffnet und das Zimmer vom Sonnenlicht überflutet. Von diesem Hintergrund hebt sich die dunkelbraune, fast schwarze Silhouette des Rückkehrers ab. Das ergibt eine gewisse Dissonanz  im Bild und wirkt wie eine Frage. Die Antwort aber lässt nicht mehr lange auf sich warten. Sehen Sie, wie das Gesicht der Frau am Flügel in froher Verwunderung erstrahlt?                                                                                                                                                                                                                                                                                                     

B.: Das ist wohl seine Frau?                                                                                                                                                                                                                                                                 

A.: Wahrscheinlich.  Und der Junge im Gymnasiastenrock ist sein Sohn. Er hat den Vater erkannt und ruft etwas vor Glück und Freude. Und neben ihm das Mädchen. Sie war noch klein, als der Vater abgeführt wurde, sie erkennt ihn nicht und fürchtet ihn ein wenig. Und so, im Kreis, kehren wir wieder zur Mut­ter zurück, die sich von ihrem Platz. erhoben hat. Nun? Kein interessantes Bild?       

B.: Das würde ich nicht sagen. Ich war einfach zuerst nicht aufmerksam genug. Ich hätte nur besser hinschauen müssen.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         

A.: Na eben. Besser hinschauen. Dieses „besser hinschauen" ist eben die Kunst des Sehens.

B.: So eine Kunst gibt es?

A.: Ja, natürlich, nicht nur malen; sondern auch sehen muss man können. Ist es doch der Sinn jedes Gemäldes, den Menschen so weit zu bringen, dass er sich seine Umwelt genauer ansieht und für sich etwas Neues darin entdeckt... Dem Künstler verhelfen eben  jene Dinge dazu, die Sie anfangs als,,,Fachsimpelei" bezeichneten, für die Sie kein Interesse hatten. Als wir von Komposition, Kolorit, Farben und Linien sprachen, meinten wir die Form. Aber etwa sie allein? 1st vielleicht die Mutter nur einer, der  farbigen Flecke? Natürlich nicht. Das ist ein Stück Leben. Der Künstler hat diesen Eindruck durch die meisterhafte Wahl. jener Ausdrucksmittel erzielt, die seine Idee am deutlichsten zeigten. Der Künstler spricht immer seine eigene Sprache und um ihn besser zu verstehen, muss man die Zeit, in der er lebte, und die Ideen, die ihn bewegten, kennen. Bildhaft gesagt, muss man sich auf seine Welle einstellen.    

 

          (nach V. Horden)

                                                                                                     

Unterthema 4. Berühmte Kunstsammlungen der Welt




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