Vorlesung 3. Phonetik und Phonologie

 

Phonetik und Phonologie. Phonologische Grundbegriffe: Phon - Phonem - Allophon, Minimalpaar, distinktive Merkmale, phonologische Opposition. Phonologische Schulen

 

Phonetik und Phonologie.

    „Phonetik und Phonologie untersuchen die lautlichen Phänomene der sprachlichen Kommunikation, d.h. sie analysieren, wie Lautsprache produziert, übertragen und wahrgenommen wird und nach welchen Prinzipien sie funktioniert.“ Dabei gehen sie von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus: „Die Phonetik beschreibt die Entstehung, Übertragung und Wahrnehmung, also die materielle Seite der Sprachlaute, die Phonologie hingegen untersucht die Funktion und Eigenschaft von Sprachlauten als Elemente eines Sprachsystems, also die funktionelle Seite der Sprachlaute“ [Grassegger: 7.; Kessel, Reimann 2005: 175].

Phonetik und Phonologie sind aufs Engste mit einander verbunden. Phonetik als empirische Disziplin untersucht konkret geäußerte Lautkontinua und liefert somit die empirische Basis für die Phonologie. Phonologie als theoretische Disziplin untersucht die Systemzusammenhänge, Regelmäßigkeiten, die Funktion/Bedeutung der Lautsegmente und der Suprasegmentalia und liefert somit die Motivation für die Phonetik [Tronka 2006: 7-8].

Phonologische Grundbegriffe: Phon - Phonem - Allophon, Minimalpaar, distinktive Merkmale, phonologische Opposition.

Phonem ist die Bezeichnung für die kleinste bedeutungunterscheidende segmentale Lauteinheit einer Sprache. Phonem existiert auf der Ebene der Langue, Phon - auf der Ebene der Parole. „So werden Lautketten (Wörter) zunächst in Phone (Laute) zerlegt; ein Phon ist demnach einen noch unklassifizierte kleinste Lauteinheit; nach einer Klassifikation liegen Phoneme vor“ [Kessel, Reimann 2005: 176]

Phonologische Analysen beruhen auf dem Prinzip, dass der Austausch bestimmter Laute Bedeutungsveränderungen in einem Wort bewirkt, bei anderen dagegen nicht. Dies wurde in frühen Untersuchungen mit einem einfachen Verfahren gezeigt: Man ersetzte in Wörtern einen Laut durch einen anderen und prüfte, ob sich eine andere Bedeutung ergab. Einige Minimalpaare für deutsche Phoneme:


Vokale:

/i:/ - /e:/ Tier – Teer

/e:/ - /ɛ:/ sehen – säen

Konsonanten:

/p/ - /b/ Paar – Bar

/b/ - /t/ Bier – Tier


Wird ein Minimalpaar gefunden, so handelt es sich bei dem entsprechenden Phon immer um ein Phonem.

Allophone. Bei der phonologischen Bestimmungen des Phoneminventars einer Sprache sind solche Laute auszusondern, die keine Bedeutungsänderungen bewirken, wenn sie für andere eingesetzt werden. Wach vs. weich: in wach wird der dorsale Frikativ aufgrund des Einflusses des vorangehenden Vokals [a] velar als [x] gesprochen; in weich hingegen verursacht der Diphthong [ai] die palatale Aussprache als [ç]. Der frikativen Dorsallaut IxI tritt in diesen Wörtern in zwei phonetischen Varianten auf, dem palatalen [ç] und dem velaren [x]. Solche stellungsbedingten phonetischen Varianten eines Phonems nennt man Allophone.

Phoneme einer Sprache sind in phonologische Oppositionen geordnet, d.h. sind ihren distinktiven Merkmalen nach gegenübergestellt.

Distinktives Merkmal ist phonetisch, d.h. artikulatorisch oder akustisch definiertes bedeutungsunterscheidendes Merkmal des Phonems. Distinktive Merkmale sind meist binär, d.h sie nehmen zwei Werte an (+, -):

Schallquellenmerkmal:

∓ konsonantisch

∓vokalisch

Konsonantische Merkmale:

∓kontinuant

∓gehemmt

∓strident (scharf)

∓stimmhaft

Resonantische Merkmale:

∓diffus

∓dunkel

∓flach

∓scharf

∓gespannt

∓nasal



Phonologische Schulen.

Die Phonologie wurde von der Prager linguistischer Schule Ende 1920 gegründet. Hauptvertreter der Prager Schule: F.de Saussure, N.S. Trubezkoy, R. Jakobson. Der strukturalistische Ansatz hat bis zum heutigen Tag eine große Wirkung auf die phonologische Theorienbildung besonders auf europäischem Boden [Tronka 2006: 8]. Grundsätze:

- Sprache ist ein komplexes System, dager gesehen auch die lautliche Seite als System aufgefasst werden;

- Lautsegmente haben eine sprachliche Funktion;

- die kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit ist Phonem;

- Phoneme bilden Glieder einer Opposition.

Heute existieren viele phonologische Ansätze nebeneinander: z.B. der strukturalistische Ansatz (Z.S. Harris, L.Bloomfield, C.F. Hockett),  die generative Phonologie, die natürliche Phonologie.



Vorlesung 4. Aussprachenorm.

Aussprachenorm. Deutsch als plurizentrische Sprache. Geschichte der deutschen Ausspracheregelung. Die regionalen Varianten der Sprechnorm.

 

Aussprachenorm.

Die Aussprachenorm ist eine Gebrauchsnorm, sie muss überregional sein, schriftnah [Хицко 2010: 79]. Die Aussprachenorm bildet sich im Laufe der historischen Entwicklung der Sprache. Sie wird durch langen Sprachgebrauch geregelt und kodifiziert. Wie dieser Prozess abläuft, stellt das Modell von [Haugen 1972] dar:

Aspekte der sprachlichen Standartisierung

- Selektion der Varianten;

- Kodifizierung;

- Elaborierung der sprachlichen Funktionen;

- Akzeptanz durch die Sprachgemeinschaft [Haugen 1972:252 nach Elspass 2008: 66].

Das letzte Kriterium stellt das Vorhandensein der deutschen Standartsprache unter die Frage, denn die deutsche Standartlautung im Kommunikationsprozess mit viel Varianz realisiert wird. Mit Recht behaupten die Forscher, bisher sei es nicht gelungen, eine allgemein verbindliche Aussprachenorm zu schaffen [Kessel, Reimann 2005: 182].


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